Bechsteinhaus

Kreuzberg,
Prinzenstraße 85.

1988 erwarb die C. Bechstein AG das Gebäude für seine Produktion und Verwaltung, 1989 erfolgte der Umzug. Der Klavierbauer Carl  Kontext: Bechstein, Carl Friedrich WilhelmBechstein gründete 1854 in Berlin, in der Behrenstraße 26, seine erste Pianofortefabrik. Bereits 1861 erwarb er nach dem Tode seines Lehrmeisters G. Perau die zusammenhängenden Grundstücke in der Johannisstraße 6 und Ziegelstraße 21. Schon auf der Industrie- und Kunstausstellung 1862 in London wurden seine Pianos mit einer Silbermedaille ausgezeichnet. In den Jahren 1880 bis 1888 wurde eine zweite und später eine dritte Fabrikationsstätte mit dem Kontext: Bechstein-FabrikhofBechstein-Fabrikhof errichtet. Auf der Berliner Gewerbeausstellung 1896 erhielt die Firma die Goldene Staatsmedaille für hervorragende gewerbliche Leistungen. Bereits 1883 konnten 1200 Pianos ausgeliefert werden, eine Produktion, die sich bis 1914 auf 5000 Instrumente steigerte. In London, Paris und St. Petersburg entstanden Verkaufsstellen und Magazine. Die Bechstein-Flügel standen an den Fürstenhöfen und in bedeutenden Konzertsälen Europas. 1892 wurde der Bechstein-Konzertsaal (Linkstraße 42, heute Mitte) eingeweiht. Nach dem Tode C. Bechsteins übernahmen die Söhne Edwin Bechstein (1859–1934), Carl Bechstein (1860–1931) und Johannes Bechstein (1863–1905) die Firmenleitung. 1906, nach dem Tode von Johannes Bechstein, wurde die Firma in eine OHG und 1923 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Im Haus am Zoo wurde 1926 eine Bechstein-Ecke, ein Verkaufs- und Konzertraum, eingerichtet. Im Zweiten Weltkrieg wurden Produktionsstätten und Materiallager zerstört. Die engen Verbindungen von Helene Bechstein (1876–1951), der Witwe von Edwin Bechstein, zu Adolf Hitler (1889–1945) nahmen die USA zum Anlass, die Bechstein-Aktienmehrheit zu beschlagnahmen und später an die Baldwin Piano & Organ Company in den USA zu verkaufen. Ende der 40er Jahre begann wieder eine bescheidene Produktion (Reparaturen usw.) in Kreuzberg, die noch vorhandenen Werke in Karlsruhe und Heidelberg spezialisierten sich auf die Produktion von Pianinos und kleineren Modellen. Amerikanische Konkurrenten errangen wichtige Marktpositionen. Fast 40 Jahre lang wurden die Geschicke von Bechstein von den USA aus bestimmt. 1986 erwarb der Oldenburger Klavierbauer und Kaufmann Karl Schulze (* 1948) das Unternehmen von der Baldwin Company, gründete die heutige C. Bechstein Pianofortefabrik AG und zog 1989 in das B. Nach einigen Schwierigkeiten Anfang der 90er Jahre konnten die Erträge im Jahre 2000 auf ca. 40 Millionen DM gesteigert werden. Von der Treuhandanstalt erwarb er 1992 die Sächsische Pianofortefabrik in Seifhennersdorf bei Zittau und verlagerte die gesamte Produktion aus den verschiedenen Bundesländern nach Sachsen. 1998 fusionierte der Betrieb mit Bechstein und wurde Zweigniederlassung der C. Bechstein Pianofortefabrik AG, mit den traditionsreichen Namen Zimmermann und W. Hoffmann wurde nun die Bechstein Gruppe Berlin gebildet. Im November 1999 verlegte das Unternehmen seinen Stammsitz nach Charlottenburg, ins "stilwerk" an der Kantstraße. Im B. blieb die Endfertigung der Konzertflügel.

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 21. Okt. 2003
Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg
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