Berlintypische Begriffe

Jede Region, jede Stadt bringt für Ereignisse, Personen oder Gebäude Bezeichnungen hervor. Sie sind oftmals originell, bürgern sich dermaßen ein, daß der eigentlich offizielle Name kaum oder gar nicht bekannt ist.

Hier einige Berliner Beispiele:


Alex Kurzform für den Alexanderplatz (Bezirk Mitte).
Bierpinsel Bezeichnung für das Turmrestaurant in der Schloßstraße (Bezirk Steglitz).
Gebaut ab 1976 nach Plänen von Ralph Schüler und Ursulina Schüler-Witte.
Unter dem Bierpinsel befinden sich zwei U-Bahn-Ebenen.
Café Achteck Umschreibung für eine bestimmte Form öffentlicher Bedürfnisanstalten.
Sie haben eine achteckigen Grundriß, sind gußeisern und grün - die 23 noch existierenden Pissoirs sind im Bedarfsfall unübersehbar.
Ku'damm Der Kurfürstendamm zwischen Breitscheidplatz und Adenauerplatz.
Hier befindet sich Berlins bekannteste Einkaufs- und Flaniermeile.
Langer Lulatsch Der Funkturm auf dem Messegelände.
Seinerzeit Berlins höchstes Bauwerk. Deswegen wurden später auch große Menschen mit diesem Begriff belegt.
Magistratsschirm Stahlkonstruktion der U-Bahn (Linie U 2), die auf dem Mittelstreifen der Schönhauser Allee zwischen Eberswalder Straße und Bornholmer Straße als Hochbahn angelegt ist.
Unter diesem Viadukt bleiben Berliner und ihre Gäste auch bei Regen trocken, wenn sie auf der Schönhauser Allee schlendern.
Millionenbauern Bezeichnung für jene Bauern, die um die Jahrhundertwende ihr Land an das 1898 zur Stadt Schöneberg erhobene Gemeinwesen verkauften und dadurch zu ungeheurem Reichtum gelangten.
Da die »Millionenbauern« im Stadtrat des ehemaligen Dorfes das Sagen hatten, entstanden Baupläne, mit denen Schöneberg den luxuriösen und noblen Städten Charlottenburg und Wilmersdorf Paroli bieten wollte.
Es entstanden damals Wohnviertel um den Bayerischen Platz u.a. mit dem »Jüdische Schweiz« genannten Viertel. Dort wohnten solche Berühmtheiten wie Albert Einstein, Kurt Tucholsky, Arno Holz, Gottfried Benn und Walter Kollo.
Millionenbrücke So wird die Swinemünder Brücke im Bezirk Wedding genannt.
Die Brücke (Konstrukteur: Friedrich Krause; Architekt: Bruno Möhring) wurde 1902 bis 1905 erbaut und überspannt die Ringbahn nahe dem S-Bahnhof Gesundbrunnen und die Eisenbahngleise.
Die Baukosten beliefen sich auf über 1 Million Goldmark - für seinerzeitige Verhältnisse ein außergewöhnlich hoher Betrag.
Mulackritze Bezeichnung für die Altberliner Kneipe in der Mulackstraße (Bezirk Mitte, Scheunenviertel).
Das Gebäude mit der Kneipe wurde 1963 abgerissen.
Charlotte von Mahlsdorf konnte das einmalige Inventar der Kneipe retten und in ihrem »Gründerzeit-Museum« in Mahlsdorf bis April 1995 ausstellen.
Opernplatz Offiziell hieß er früher »Platz am Opernhaus«, von 1910 bis 1947 wurde er Kaiser-Franz-Joseph- Platz genannt, heute heißt er Bebelplatz. Er befindet sich gegenüber der Humboldt- Universität. Außerhalb Berlins wurde er bekannt als der Platz, auf dem die Nationalsozialisten am 10. Mai 1933 die zentrale Bücherverbrennung von Werken der Weltliteratur organisierten.
Rosinenbomber So nannten die Berliner jene Flugzeuge der Westalliierten, die während der Blockade Berlins 1948/49 über die Luftbrücke die Bevölkerung Westberlins mit allem Lebensnotwendigen versorgten.
Schnalle Die ehemalige Straßenverbindung zwischen dem Breitscheidplatz und dem Kurfürstendamm / Budapester Straße.
Sie besteht seit 1977/78 nicht mehr.
SO 36 Begriff für einen alternativen Wohn- und Lebensbereich um den früheren Görlitzer Bahnhof (Bezirk Kreuzberg).
Er geht auf die frühere postalische Bezeichnung für dieses Gebiet zurück.
Tränenpalast Bezeichnung der Berliner für die ehemalige Grenzkontrolleinrichtung der DDR am Bahnhof Friedrichstraße.
In dem Gebäude spielten sich zur Zeit der Mauer bewegte Abschiedsszenen zwischen Ost- und Westdeutschen ab.
Seit 1991 wird das Gebäude für kulturelle Veranstaltungen mit 600 bis 800 Besuchern genutzt.


© Edition Luisenstadt, CD-ROM 1997: Berlin. Ansichten.
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