Wilhelmstraße

Pankow, Ortsteil Weißensee
Name ab vor 1896
Name bis 10.5.1951
Namen
(früher/später)
Behaimstraße (1951)
Namens-
erläuterung
Als Namenspaten kommen sowohl Kaiser Wilhelm I. als auch Kaiser Wilhelm II. in Betracht.

Wilhelm I. (Friedrich Ludwig Wilhelm), deutscher Kaiser, König von Preußen, * 22.3.1797 Berlin, † 9.3.1888 Berlin.
Wilhelm I. wurde als zweiter Sohn des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise geboren. Mit nur 17 Jahren nahm er noch an den Feldzügen 1814 und 1815 gegen Napoleon teil. 1829 heiratete er Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach. Als 1840 sein kinderloser älterer Bruder als Friedrich Wilhelm IV. den Thron bestieg, erhielt er als Thronfolger den Titel „Prinz von Preußen“. Während der Märzrevolution von 1848 trat er für die militärische Niederwerfung der Revolution ein. Irrtümlich für den Artillerieeinsatz gegen Berliner Barrikaden am 18. März 1848 verantwortlich gemacht, erhielt er die Bezeichnung „Kartätschenprinz“. Sein hartes Vorgehen zwang ihn zur Flucht nach England, wo er sich einige Monate aufhalten mußte, bis sich die Wogen geglättet hatten. Er leitete im Jahr darauf die Niederschlagung des badischen und pfälzischen Aufstandes zur Durchsetzung der Deutschen Reichsverfassung. Bis Oktober 1858 war er mit verschiedenen Regierungsämtern in den westlichen Gebieten Preußens betraut, dann übernahm er die Regentschaft für seinen geistig erkrankten Bruder. Im November des Jahres leitete Wilhelm I. die Politik der Neuen Ära ein, die sich bald nach seiner Thronbesteigung im Jahr 1861 im Streit um die Heeresreform zum Verfassungskonflikt in Preußen ausweitete. Bereits an Abdankung denkend, setzten die Konservativen 1862 Bismarcks Berufung zum Ministerpräsidenten durch, der zunehmend Einfluß auf Wilhelm I. und damit auf die Politik Preußens gewann. Gleichwohl wußte sich Wilhelm I. seinen Platz neben Bismarck in der Geschichte zu sichern. Im Preußisch-Österreichischen Krieg von 1866 und im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 übernahm er den Oberbefehl der Armee. Sein Beharren auf dem Legitimitätsprinzip, d. h. der Zustimmung aller Bundesfürsten zur Kaiserkrönung, und seine um Kooperation mit den deutschen Fürstenhäusern bemühte Politik nach der Reichseinigung beförderten wesentlich die Integration der deutschen Einzelstaaten in das neugeschaffene Deutsche Reich und die Festigung der monarchischen Staatsidee. Mit der Reichsgründung wurde Berlin kaiserliche Residenzstadt und Reichshauptstadt. Berlin expandierte, den Gründerjahren folgte der Gründerkrach. Berlin entwickelte sich zur Metropole von Weltrang. Aus dem „Kartätschenprinzen“ war ein „alter Herr“ geworden, den man in Berlin, sieht man von den zwei Attentatsversuchen im Jahre 1878 auf ihn ab, durchaus freundlich bei seinen Spazierfahrten grüßte. Seine Grabstätte befindet sich im Mausoleum im Charlottenburger Schloßpark.

Wilhelm II. (Friedrich Wilhelm Viktor Albert), deutscher Kaiser, König von Preußen,* 27.1.1859 Berlin, † 4.6.1941 Huis Doorn (Niederlande).
Wilhelm II. (Friedrich Wilhelm Viktor Albert), deutscher Kaiser, König von Preußen,* 27.1.1859 Berlin, † 4.6.1941 Huis Doorn (Niederlande).
Wilhelm II. war der Sohn von Kaiser Friedrich III., dem 99-Tage-Kaiser, und Prinzessin Victoria von Großbritannien und Irland. In seiner Jugend ein großer Verehrer Bismarcks, geriet er bald, nachdem er seinem Vater am 15.6.1888 auf den Thron gefolgt war, in scharfen Gegensatz zu Bismarck und führte 1890 dessen Rücktritt herbei. Nach anfänglichen Sympathien für sozialpolitische Bestrebungen wandte er sich sehr schnell wieder stark konservativen Anschauungen zu. Zwar scheiterte er mit seinem hochgesteckten Ziel, die Reichspolitik selbst zu leiten, verhinderte jedoch mit seiner Unausgeglichenheit, seinem imperialen Gehabe und seinen politischen Überzeugungen sowohl eine kontinuierliche Innen- und Außenpolitik des Deutschen Reiches als auch notwendige Reformen. Nach 1908, als im Reichstag Kritik an seinem Interview mit dem „Daily Telegraph“ geübt wurde, sah er sich gezwungen, in öffentlicher Erklärung größere politische Zurückhaltung zuzusagen – ein Novum in der Geschichte des Hauses Hohenzollern. Wenngleich Wilhelm II. nicht müde wurde, die Errichtung der deutschen Weltmacht zu Lande und zu Wasser zu beschwören, insbesondere den Aufbau einer mächtigen Flotte zu befördern, die ihm geeignet schien, die von ihm mitgetragenen imperialen Ziele einer auf Expansion und militärische Konfrontation orientierten deutschen Politik erfolgreich durchzusetzen, erwies er sich auch in Kriegszeiten als ungeeignet, sie militärisch und politisch zu führen. In zunehmendem Maße trafen die Obersten Heeresleitungen die Entscheidungen. Infolge der Novemberrevolution von 1918 musste er die von Prinz Max von Baden am 9.11.1918 verkündete Rücktrittserklärung des Kaisers akzeptieren und ins Exil in die Niederlande gehen. Am 28.11.1918 verzichtete er auf den Thron. Wilhelm II. war in erster Ehe, von 1881 bis 1921, mit Auguste Viktoria, Prinzessin zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, ab 1922 in zweiter Ehe mit Hermine, verwitwete Prinzessin von Schoenaich-Carolath, geb. Prinzessin Reuß, verheiratet. Wilhelm II. versuchte den Geist der „Friderizianischen Zeit“ mit dem Fortschrittsglauben seiner Zeit zu vereinen. Der mit seiner Regierungszeit zusammenfallende äußere Glanz dieser Epoche von der Reichsgründung bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges verdeckte teilweise die schweren innen- und außenpolitischen Spannungen. Von diesem Glanz suchte Wilhelm II. zu profitieren. Für die Residenzstadt der Hohenzollern, seit 1871 Hauptstadt des Deutschen Reiches, war die „Wilhelminische Zeit“ von außerordentlicher Bedeutung. Berlin wurde zu einer Metropole der Wissenschaften und Künste, der Industrie, des Städtebaus und des Verkehrswesens, aber auch zum Symbol für Mietskasernen, Krisen und ihre Folgen, zum zentralen Punkt der Zuspitzung sozialer Spannungen und wachsender Armut, die letztlich in den Hungerrevolten des Ersten Weltkrieges und schließlich in der Novemberrevolution ihren Höhepunkt fanden. Die Nachkriegszeit, die Folgen des Versailler Vertrages, Inflation und Wirtschaftskrise, die zum Teil ungeliebte Republik beförderten nicht unwesentlich eine Glorifizierung der wilhelminischen Vorkriegszeit, was sich in vielen Straßenbenennungen nach dem Ersten Weltkrieg widerspiegelte.
  Die Straße war ab 1900 im Berliner Adreßbuch enthalten.
aktueller Name Behaimstraße


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