»Keen Pardon vor nischt und niemand«

Der Berliner besitzt drei wichtige Eigenschaften:
     große Klappe
     großen Durscht
     große Sachsen- und Bayernabstinenz

Alle drei sind zwar in eine rauhe Schale eingebettet, aber gleichzeitig voller Herzlichkeit. Die große Klappe ist der Ausdruck Berliner Humors. Er bringt auch immer wieder Spottnamen für Bauten hervor. Kaum ist ein Haus über sein Kellergeschoß hinausgewachsen, schon hat es sein »Fett weg«. Dabei kann man etwa vier verschiedene Qualitäten ausmachen:

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Den ziemlich schmerzhaften, aber wohlwollenden Biß.
Dieser traf auch Kaiser Wilhelm II., dessen Dom die Berliner als »Reichsrenommierkirche« verunglimpften.

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Den wütigen Biß.
Er galt dem seinerzeit längsten Bauwerk der Stadt, der Mauer, als »Bruchband Ulbrichts«.

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Der Humor, der ironisch das bildhaft-technische Wesen eines Bauwerks kennzeichnet.
So der Spottname »Seelenbohrer« für den Glockenturm der Kaiser-Friedrich- Gedächtnis- Kirche im Hansaviertel.

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Hier ist dem Berliner »nischt Vernünftiges nich einjefallen«.
Der eigentliche Berliner Humor bleibt da außen vor. So kommt es denn zu neutralen Bezeichnungen wie »Plattenbausiedlung« oder »Betonhäuser«.


© Edition Luisenstadt, CD-ROM 1997: Berlin. Ansichten.
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