Zeitungsviertel

befand sich in der Friedrichstadt,
etwa zwischen Mauerstraße und Lindenstraße,
Besselstraße und Schützenstraße.

Die im 19. Jahrhundert erfolgte Konzentration der Zeitungs- und Zeitschriftenproduktion in der Friedrichstadt war der Zweckmäßigkeit geschuldet. Es war günstig, die Periodica im Zentrum des Verbreitungsgebietes auszuliefern, um die Transportwege zu verkürzen. Außerdem verlangte das Postregal für den Fernversand von Zeitungen die Nähe des Kaiserlichen Postzeitungsamtes, das in der Mauerstraße, später in der Dessauer Straße seinen Sitz hatte. Für die Redaktionen, die meist mit Verlag, Druckerei und Expedition den gleichen Standort hatten, war damals noch die Nähe der wichtigsten Nachrichtenagentur entscheidend, und das Wolffsche Telegraphen-Büro befand sich in der Charlottenstraße/Zimmerstraße. Das Z. ist vor allem mit den Namen dreier großer Zeitungsverleger verbunden, mit Leopold  Kontext: Ullstein, Leopold Ullstein, Rudolf Mosse (1843–1920) und August Scherl (1849–1921). Ullstein hatte im Z. seit 1877 in der Zimmerstraße 94 gearbeitet, bis er 1881 das Haus Kochstraße 23 (Kreuzberg) erwarb und sich dort ausbreitete. Er gab u. a. heraus: „Neues Berliner Tageblatt“, „Berliner Zeitung“, „Berliner Abendpost“, „B.Z. am Mittag“, „Berliner Morgenpost“, „Die grüne Post“, „Berliner Illustrierte Zeitung“. Bei Mosse in der Jerusalemer Straße 46–49/ Schützenstraße 20–25 erschienen u. a.: „Allgemeine Zeitung des Judentums“, „Berliner Tageblatt“, „Berliner Volkszeitung“. Scherl, Zimmerstraße 40, hatte im Programm u. a.: „Die Woche“, „Der Tag“, „Berliner Lokal-Anzeiger“, „Berliner Abend-Zeitung“, ab 1804 „Die Gartenlaube“, „Sport im Bild“, „Allgemeine Sportzeitung“. Scherls Verlag ging 1916 in den Besitz Alfred Hugenbergs (1865–1951) über. Am Rande des Z. siedelten sich weitere Zeitungsverlage an, beispielsweise in der Wilhelmstraße der von Willi  Kontext: Münzenberg, Wilhelm Münzenberg, der u. a. herausbrachte: „Berlin am Morgen“, „Welt am Abend“, „Arbeiter-Illustrierte-Zeitung“. Während der Novemberrevolution war das Z. Schauplatz bewaffneter Kämpfe, zeitweilig besetzten Revolutionäre Redaktionen und Druckereien. Im II. Weltkrieg wurde das Z. stark zerstört. In Mitte hat trotz des weiteren Betriebes z. B. der Druckerei „Tägliche Rundschau“ in der Mauerstraße das Z. aufgehört zu bestehen, in Kreuzberg wurde es an der Kochstraße wiederbelebt mit den Verlagen der „taz“ und von Axel Cäsar Springer (1912–1985), der 1959 den Ullstein-Verlag übernahm.

 

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 19. Mrz. 2002
Berliner Bezirkslexikon, Mitte
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