Synagoge der Reformgemeinde

befand sich in Mitte (Spandauer Vorstadt),
Johannisstraße 16.

1853 hat Gustav Stier (1807–1880) den Bauplan entworfen und mit dem Bau der S. begonnen. Im September 1854 wurde sie bereits geweiht. Im Jahre 1913 nahm man Umbauten an der S. vor. Der Kultraum war über einem kreuzförmigen Grundriß als Zentralbau mit schmalen Seitenräumen errichtet worden. Der quadratische Hauptraum ging in eine kreisförmige Tambourzone über, auf der ein Zeltdach auflag. Die S. gehörte der Jüdischen Reformgemeinde e. V., einem 1845 gegründeten Verein mit zeitweise 700 Mitgliedern. Ihre Neuerungen in der Liturgie waren u. a. der Sonntagsgottesdienst, der Verzicht auf Kopfbedeckung und Geschlechtertrennung in der Synagoge, kein Gebetsmantel, -schal und -riemen, die stärkere Verwendung der deutschen Sprache, die Einführung des gemischten Chores und der Orgelbegleitung. Trotz der Änderungen kam es nicht zur Abspaltung von der liberal ausgerichteten Hauptgemeinde, die ihrerseits einige Neuerungen der Reformgemeinde übernahm. In der Pogromnacht vom 9./10. 11. 1938 haben SA-Leute die S. im Innern verwüstet. Wieder instandgesetzt, diente sie von April 1940 bis Mitte 1942 als Ersatz für die geschlossene  Kontext: Neue Synagoge Neue Synagoge. Die Reformgemeinde war aufgelöst worden, ihre Anhänger wichen zum Gottesdienst in die Aula der damaligen Joseph-Lehmann-Schule, Joachimstaler Straße 13 (Charlottenburg), aus. Die S. wie die dazu gehörenden Verwaltungsgebäude fielen dem II. Weltkrieg zum Opfer. Die Ruinen sind dann abgebrochen worden. Heute ist das Grundstück unbebaut.

 

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 19. Mrz. 2002
Berliner Bezirkslexikon, Mitte
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