Mosse-Verlag

befand sich in Mitte (Friedrichstadt),
Jerusalemer Straße 46–49/Schützenstraße 18–25.

Am 1. 1. 1867 eröffnete Rudolf Mosse (1843–1920) in der Friedrichstraße 60/Leipziger Straße die Annoncen-Expedition Rudolf Mosse, verlegte sie 1870 in die Neue Friedrichstraße 66 (heute Littenstraße) und gründete dort 1871 sein Druck- und Verlagshaus. Mosse kaufte 1873 das Haus Jerusalemer Straße 48 und ließ es durch Eduard  Kontext: Titz, Eduard Titz umbauen. Nach dem Ankauf anliegender Grundstücke beauftragte er das Architekturbüro Cremer & Wolffenstein (Wilhelm  Kontext: Cremer, Wilhelm Albert Cremer und Richard  Kontext: Wolffenstein, Richard Wolffenstein) 1900–1903 einen großen Gebäudekomplex zu errichten. Der Sandsteinbau wies neobarocke Formen mit Jugendstilanklängen auf. Nachdem in der Novemberrevolution der an der Ecke liegende Eingangsbereich zerstört worden war, ließ Mosses Schwiegersohn und Nachfolger, Hans Lachmann-Mosse (1885–1944), 1920–1923 Erich Mendelsohn (1887–1953) das Haus rekonstruieren und um zwei Etagen aufstocken. Dabei brach Mendelsohn die Fassade völlig auf und setzte einen extrem horizontal betonten Baustil (Klassische Moderne) mit anderen Materialien (Eisen und Keramik) in den Altbau ein. Zunächst pachtete Mosse den Inseratenteil mehrerer Zeitungen, seit 1. 1. 1872 gab er das „Berliner Tageblatt“ heraus. Es folgten: 1881 „Deutsches Reichsblatt“, 1889 „Berliner Morgen-Zeitung“, 1890 „Allgemeine Zeitung des Judentums“, 1904 „Berliner Volks-Zeitung“ sowie „Gießerei-Zeitung“. Die von den Nationalsozialisten konfiszierte Mosse-Druckerei wurde als Buch- und Tiefdruck-GmbH Berlin weitergeführt. Im II. Weltkrieg wurden die Gebäude zerstört bzw. schwer beschädigt. 1992 kaufte das Hans K. Röder gehörende Druckhaus das Mosse-Areal, das in der DDR auch von einem Druckbetrieb genutzt wurde. Die Grundsteinlegung zum neuen Mosse-Zentrum erfolgte am 10. 6. 1993. Danach wurde der verbliebenene Gebäudeteil an der Schützenstraße, einschließlich der Mendelsohn-Ecke, rekonstruiert und durch Neubauten ergänzt. Am 25. 1. 1995 fand die Einweihung statt. Das Mosse-Zentrum beherbergt heute Büros, Hörfunk-, Film- und Fernsehstudios, Redaktionen, Restaurants und Geschäfte. Das Haus steht unter Denkmalschutz.

 

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 19. Mrz. 2002
Berliner Bezirkslexikon, Mitte
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