Militärgefängnis

befand sich in Tiergarten (Moabit),
in dem Gebäude Lehrter Straße 60/61.

1898–1900 wurde der Komplex als Nördliche Militärarrestanstalt nach Plänen von Garnisonsbauinspektor Feuerstein und Regierungsbaumeister G. Holland errichtet. Es entstanden ein 55 m langes Arrestgebäude und ein Wohngebäude für Beamte. Im Sommer 1900 belegten die ersten Gefangenen die durchschnittlich 7 mē großen Zellen. 1901/02 wurde ein Gerichtsgebäude errichtet und mit einem Verbindungsgang zum Arrestgebäude versehen. In dieses Nebengebäude zog das Oberkriegsgericht des Gouvernements von Berlin, des Gardekorps und des III. Armeekorps ein. Prominentester Insasse des Militärgefängnisses war der Reichstagsabgeordnete Karl  Kontext: Liebknecht, Karl Paul Friedrich August Liebknecht. Die Weimarer Republik schaffte 1920 durch ein Reichsgesetz die Militärgerichtbarkeit als Sonderjustiz ab und nutzte den Gebäudekomplex als Zentrum für militärische Fortbildung. Einer der Kursleiter für die Offizierslehrgänge war Friedrich Paulus (1890–1957), der spätere Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber der 6. Armee bei Stalingrad. Mit der Wiedereinführung der Militärgerichtbarkeit wurde ab 1935 im M. ein Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis eingerichtet. Im II. Weltkrieg nur wenig zerstört, nutzten nach 1945 ein Durchgangslager für Flüchtlinge und eine benachbarte Schuhfabrik den Komplex. Nach Instandsetzungsarbeiten befand sich hier von 1949 bis 1985 eine  Kontext: Justizvollzugsanstalt für Frauen Justizvollzugsanstalt für Frauen. Das ehemalige Gerichtsgebäude beherbergte 1950 bis 1972 das Strafvollzugsamt und seitdem eine Zweigstelle des Amtsgerichts Tiergarten. Das Gefängnis nutzt die Justizvollzugsanstalt Plötzensee.

 

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 19. Mrz. 2002
Berliner Bezirkslexikon, Mitte
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