Julius Pintsch AG

Friedrichshain,
Andreasstraße 71-73.

Dia-Serie Julius Pintsch AG Das Verwaltungs- und Fabrikgebäude der J. wurde durch das Architektenbüro Cremer & Wolffenstein 1906–1908 errichtet. Es gilt als ein typisches Gebäude für die Berliner Industriearchitektur des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die Firma J. wurde 1843 am Stralauer Platz 4 von Julius  Kontext: Pintsch, Julius Carl F.Pintsch aus einem Klempnerbetrieb gegründet und entwickelte sich zu einem Großbetrieb für Gasbeleuchtungsanlagen und Rüstungstechnik. Bereits 1848 erweiterte Pintsch seinen Betrieb durch Erwerb der Grundstücke Stralauer Platz 6-7, wo er anfangs die Gasgeräte der  Kontext: Englische GasanstaltEnglischen Gasanstalten reparierte, später die von ihm entwickelten Gasdruckmesser und andere Apparate für die sich entwickelnde Gasgeräteindustrie herstellte. Mit der Herstellung von Gasbeleuchtungsgeräten erhielt Julius Pintsch Aufträge der Berliner Gaswerke und der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn. Die Spezialisierung auf Gasbeleuchtung für Eisenbahnen und Lokomotiven, Dampfheizungsanlagen für Eisenbahnwaggons und Gasglühlichtbrenner, die er als einziger in Europa in Lizenz herstellte, führte zu Erweiterungen der Produktionsflächen. 1863 zog die Firma in die Andreasstraße 72/73. Bis 1905 hatte sich die Fabrik auf dem Gelände entlang der Stadtbahn auf das Hintergelände der Andreasstraße 71-73 und der Langen Straße 22/23 ausgedehnt. Die Viaduktbögen der Stadtbahn entlang der Grundstückslinie wurden von der Firma als Lagerräume und Werkstätten genutzt. Das repräsentative, fünfgeschossige Verwaltungs- und Produktionsgebäude von 1908 entstand an Stelle zweier alter Wohngebäude der Familie und reichte als Vierflügelanlage weit in das Betriebsgelände hinein. Die Fassade ist in einer neobarocken Kolossalordnung gehalten. Über einen zweigeschossigen Rustikalsockel, getrennt durch ein Gurtgesims, erheben sich drei Obergeschosse, und oberhalb des Hauptgesims schließt ein Dreieckgiebel das Attikageschoss ab. Ein dreiachsiges, Mittelrisalit betont die große Toreinfahrt mit den beiden Personeneingängen. Neben den Fenstern des ersten Obergeschosses befinden sich allegorische Figuren. Bombenangriffe am Ende des Zweiten Weltkrieges zerstörten große Teile des Betriebes. Nach 1945 kam der Betrieb in Treuhandverwaltung und wurde 1949 in den VEB Mechanik Gaselan überführt. Seit 01.07.1956 hieß der Betrieb VEB Fahrzeugausrüstung Berlin und stellte Ausrüstungen für Schienenfahrzeuge her. Nach 1990 wurde der Betrieb in eine GmbH umgewandelt und verlagerte Mitte der 90er Jahre seinen Sitz in das Gewerbegebiet Wolfener Straße in Marzahn. Seitdem steht das denkmalgeschützte Gebäude leer.

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 21. Okt. 2003
Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg
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