Kurfürstendamm-Gesellschaft

Charlottenburg,
Wilmersdorf.

Dem Kurfürstendamm galt das besondere Interesse des Reichskanzlers Otto von  Kontext zu: Bismarck OttoBismarck, denn ihm war an dem Bau eines durchgehenden Reitweges zum Grunewald gelegen. Nach Vorbild der Pariser Prachtstraße Champs-Elysee regte er deshalb das Anlegen eines besonders breiten Boulevards an. Kaiser Wilhelm I. (1797-1888) schloss sich Bismarcks Intentionen an und 1875 legte eine Kabinettsorder die Breite des Kurfürstendamms auf 53 m fest. Wegen der leeren öffentlichen Kassen verschob sich die Realisierung dieser Pläne jedoch um Jahre. Auch schien eine Straße, die nur in unbesiedeltes Gebiet führte, wenig attraktiv. Private Bauherren ließen sich nur gewinnen, wenn ihnen mit dem Straßenbau auch Land im Westen des Kurfürstendamms verkauft würde, das sie bebauen konnten und womit die Straße zugleich ein Ziel erhielt (als Bismarck dies erkannte, erfuhr sein altes Projekt "Kurfürstendamm" ab 1881 wieder seine intensive Förderung). 1882 kam es dann zu einem entsprechenden Vertrag der Regierung Potsdam mit Unternehmern, welche ihre Rechte wiederum an die Deutsche Bank abtraten. Unter deren Beteiligung wurde 1882 die K. als Aktiengesellschaft gegründet. Diese übernahm 1883 bis 1886 den Bau des 3,5 km langen Kurfürstendamms. Im Gegenzug bekam sie ein 235 ha großes Stück vom Grunewald zum Anlegen einer Villenkolonie. Die Vereinbarung beinhaltete auch, dass die Villenkolonie "Landgemeinde" wird, was für die zukünftigen Bewohner, die ihr Einkommen nicht mehr in Berlin versteuern mussten, eine enorme Ersparnis bedeutete. So wurden die Grundstücke rasch verkauft, und die K. machte enorme Gewinne. Auch gruben Arbeiter aus Galizien, Kroatien und Serbien die künstlichen Grunewaldseen (Diana-, Hertha-, Koenigs- und Hubertussee  Kontext zu: Kleine GrunewaldseenketteKleine Grunewaldseenkette). Diese waren für die K. wichtig, denn Seegrundstücke ließen sich teurer verkaufen. Bald sicherten sich hier die besonders Vermögenden - Bankiers, Warenhausbesitzer, Verleger und zahlreiche Industrielle - die Filetgrundstücke und ließen auf diesen ihre stattlichen Villen errichteten. Viele von diesen sind noch heute erhalten.
Quelle: Residenz

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
www.berlingeschichte.de/Lexikon