Die Weltbühne

Charlottenburg,
Kantstraße 152.

Dia-Serie Die Weltbühne In den Jahren 1927 bis 1933 befand sich hier, in einem 1890/91 erbauten Wohnhaus, die Redaktion der W. Die kritische Wochenzeitschrift für Politik, Kunst und Wirtschaft war 1905 von Siegfried  Kontext zu: Jacobsohn SiegfriedJacobsohn zunächst als Theaterzeitschrift "Die Schaubühne" gegründet worden. Bald wurde aber auch über andere Themen geschrieben. 1918 änderte man den Namen deshalb in "Die Weltbühne". Diese entwickelte sich zu einer der wichtigsten Zeitschriften der Weimarer Republik (Auflage 1925 etwa 12 600 Stück). Auch wurde sie das bedeutendste Publikationsorgan des Berliner Schriftstellers Kurt  Kontext zu: Tucholsky KurtTucholsky. Nach dem Tode von Siegfried Jacobsohn im Dezember 1926 leitete Tucholsky auch für mehrere Monate die Redaktion. 1927 übergab er sie jedoch an den späteren Friedensnobelpreisträger Carl von  Kontext zu: Ossietzky Carl vonOssietzky. Zu den bekanntesten Mitarbeitern gehörte auch Erich  Kontext zu: Kaestner ErichKästner. Sein erster Artikel in der W. erschien am 6.7.1927. Durch den Kontakt mit der Zeitschrift kam auch Kästners Werk "Emil und die Detektive" zustande. So forderte die Weltbühne-Verlegerin Edith Jacobsohn (Witwe des Gründers der W.) bei einem Autoren-Treffen der Zeitschrift Kästner auf, ein Buch für ihren Kinderbuchverlag "Williams & Co." zu verfassen. Daraufhin schrieb Kästner sein wohl bekanntestes Werk. Die Kritik der W. an deutschen reaktionären Kräften - vor allem an der Reichswehr - wurde immer wieder mit Angriffen auf die Zeitschrift beantwortet. Im November 1931 kam es gar zu einem Prozess wegen Landesverrat, bei dem Ossietzky zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt wurde (er trat die Strafe im Mai 1932 an und wurde im Dezember 1932 entlassen). Im Februar 1933, nach der Errichtung des NS-Regimes, verwaisten die Redaktionsräume der W. nach Verhaftung (z.B. Ossietzky) bzw. Emigration der Mitarbeiter. Die Zeitschrift verlegte ihren Sitz nach Wien. Dort erschien sie bis zum 7.3. 1933 als "Die Wiener Weltbühne", danach bis 1938 als "Neue Weltbühne" (Prag, Paris). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die W. auf Lizenz der sowjetischen Besatzungsbehörde 1946 von Ossietzkys Witwe Maud (1884-1974) wiedergegründet. Sie erschien auch während der gesamten DDR-Jahre und war besonders bei Intellektuellen beliebt. Auch nach dem Fall der Mauer existierte die W. bis zum Jahre 1993 weiter. Danach erwirkte jedoch der Sohn des Zeitschrift-Gründers, Peter Jacobsohn (n. e.-1998), eine Einstellung. In der Folge erschienen deshalb zwei Zeitschriften in der gleichen Aufmachung wie die W. in Berlin (Schönhauser Allee 84, Pankow) "Das Blättchen" (früher wurde die W. von  Kontext zu: Tucholsky KurtTucholsky und Ossietzky liebevoll "Das Blättchen" genannt.) sowie in Hannover "Ossietzky".

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Berlin Handbuch, Charlottenburg ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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