Berliner Pferde-Eisenbahn

Charlottenburg,
Spandauer Damm 68-76,
wurde am 21.6.1865 von den Fuhrunternehmern Ernst Theodor Besckow und J.

Lestmann für den Passagier- und Gütertransport zwischen Berlin und Charlottenburg in Betrieb genommen. Die Strecke verlief über 6,3 km vom Betriebsbahnhof Spandauer Damm bis zum Brandenburger Tor. Der regelmäßige Liniendienst für etwa 45 Passagiere verkehrte im Wagenabstand von 10 Minuten. Eine Geschwindigkeit von etwa 9 km/h wurde erreicht. Der Fahrpreis betrug 2,5 Silbergroschen (5 Silbergroschen im Salonwagen). Vor allem vermögende Berliner Bürger mit Sommerwohnungen in Charlottenburg oder höhere Berliner Beamte mit Wohnort Charlottenburg gehörten zu den regelmäßigen Passagieren. Die 1,5 km lange Reststrecke vom Brandenburger Tor über die Sommer- und Dorotheenstraße zum Kupfergraben wurde am 28.8.1865 eröffnet. 1875 erfolgte ein zweigleisiger Ausbau der Strecke. Bis 1890 waren ca. 300 Pferde angeschafft. Im Mai 1879 wurde eine zuvor erworbene Strecke nach  Kontext zu: WestendWestend bis zum Gasthaus  Kontext zu: Spandauer BockSpandauer Bock verlängert. Aufgrund der Eröffnung der Rennbahn Westend und des damit verbundenen höheren Fahrgastaufkommens musste auch hier 1885 ein zweites Gleis verlegt werden. Die von der Fa.  Kontext zu: Siemens Werk CharlottenburgSiemens in Charlottenburg 1882/83 durchgeführten Versuche zur Elektrifizierung des Pferdebahnbetriebes blieben eine Episode. 1894 erfolgte die Umwandlung des Unternehmens zur Berlin-Charlottenburger Straßenbahn AG. Der elektrische Betrieb wurde am 1.10.1897 aufgenommen. Die vollständige Einstellung des Pferdefuhrbetriebes erfolgte am 30.5.1900. Die Umstellung von Akkumulatorbetrieb auf Oberleitungen konnte endgültig bis 1902 vorgenommen werden. Der neue Betriebshof mit eigenem Kraftwerk befand sich nun in der Spreestraße 36, heute Wintersteinstraße 22. Der Betrieb auf der Charlottenburger Strecke lief auch nach der im Jahre 1900 erfolgten Übernahme der Aktienmehrheit der Berlin-Charlottenburger Straßenbahn AG durch die Große Berliner Straßenbahn-Gesellschaft bis 1918 unter altem Namen. Ab 1920 in städtischem Besitz, wurde die Bahn seit 1923 als Berliner Straßenbahn-Betriebs-GmbH geführt. 1929 erfolgte ihre Zusammenfassung mit den Autobus- und Hoch- und Untergrundbahn-Unternehmen zur BVG. Der Betriebshof in der Spandauer Straße existierte bis 1930. Vom Betriebshof in der Wintersteinstraße 22 ist noch ein zweischiffiger Klinkerbau mit flachem Satteldach und Rundbogenfenstern erhalten. In ihm befindet sich heute das Toka-Tohei (Junior-Adventure-House), ein Indoor-Spielplatz für Kinder mit Bistro-Café.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Charlottenburg ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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