Seehandlung (Preußische Staatsbank)

Mitte (Friedrichstadt),
Markgrafenstraße 38.

Dia-Serie Seehandlung Nachdem am 14. 10. 1772  Kontext: Friedrich II., König in Preußen, seit 1772 König von Preußen Friedrich II. das Gründungspatent unterschrieben hatte, begann am 1. 1. 1773 die Königliche Seehandlungs-Companie ihre Tätigkeit als Aktiengesellschaft (88 % des Aktienkapitals im Besitz des Königs) mit dem Ziel, den Überseehandel zu fördern und von ausländischen Transport- und Handelsunternehmen unabhängig zu machen. 1775 fusionierte die S. mit der Handlungs-Companie zur Generaldirektion der Seehandlungs-Sozietät. 1810 wurden die Aktien und Obligationen in Staatsschuldscheine umgewandelt, und die S. wurde Geld- und Handelsinstitut des Staates. Ab 1820 waren auch wirtschaftliche Aktivitäten zu verzeichnen, wie Industriebeteiligungen, Überseehandel mit eigenen Schiffen, Bau von Chausseen und der Berlin-Anhaltinischen Eisenbahn. 1904 in Königliche Seehandlung (Preußische Staatsbank) umbenannt, hieß das Institut seit 1918 nur noch Preußische Staatsbank (Seehandlung). 1945 brach der Bankbetrieb zusammen und 1947 wurde die Bank im Zusammenhang mit der Auflösung Preußens (Kontrollratsgesetz Nr. 46) geschlossen. Mit dem Altbankengesetz des Berliner Abgeordnetenhauses von 1953 beginnt der Prozeß der Abwicklung der Preußischen Staatsbank in West-Berlin, der 1983 mit deren Auflösung und der Bildung der Stiftung Preußische Seehandlung durch das Land Berlin endet. Nach dem Gründungspräsidenten Peter Nicolaus Constantin Delattre übernahm 1775 Friedrich Christoph von Goerne die Leitung. Dessen Bilanzfälschungen und vorgetäuschten Handelserfolge führten 1782 zu seiner Verurteilung zum Ersatz von 1 Million Taler und zu lebenslänglicher Festungshaft in Spandau (Begnadigung 1793). Zu den späteren Präsidenten gehörten 1804–1807 Karl Reichsfreiherr vom und zum  Kontext: Stein, Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein, 1820–1848 Christian von Rother (1778–1849) und zuletzt 1924–1945 Franz Schroeder. Die S. bezog 1777 das Domestikenhaus, Jägerstraße 21, Ecke Markgrafenstraße, ein ehemaliges Quartier für königliche Bedienstete und Beamte, das der Architekt Conrad Wiesend(t) entwarf und errichtete. Das zunächst von der S. angemietete und 1787 gekaufte Gebäude wurde mehrmals umgebaut und erweitert. Den Abriß und Neubau des Stammhauses von 1901 bis 1903 leitete Paul Kieschke (1851–1905). Es entstand ein viergeschossiges repräsentatives Eckgebäude in neobarocken Formen mit ausgebautem Dachgeschoß und sandsteinverkleideter Fassade, wobei einzelne Architekturteile des alten Bau im Original verwandt wurden. Das Gebäude hatte seine Hauptfront zum Gendarmenmarkt, die Mittelachse der Fassade war mit Reliefs Friedrichs II. und Wilhelms II. sowie eines Segelschiffes geschmückt. In der Jägerstraße war ein Nebeneingang. Zwischen 1906 und 1908 erwarb die S. weitere Häuser in der Jägerstraße, der Markgrafenstraße und der Taubenstraße. 1923 kaufte sie das Haus Taubenstraße 29. Die hinzugekauften Altbauten in der Jägerstraße wurden 1936 bis 1939 durch einen zweckmäßigen Erweiterungsbau ersetzt. Die S. verfügte damit über ein geschlossenes Ensemble Jägerstraße, Hauptfront Markgrafenstraße und Taubenstraße. Die im II. Weltkrieg teilweise zerstörten Gebäude wurden 1950 wieder aufgebaut und seit dem von der  Kontext: Akademie der Wissenschaften Akademie der Wissenschaften genutzt. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

 

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 19. Mrz. 2002
Berliner Bezirkslexikon, Mitte
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