Nikolaikirche

Mitte (Alt-Berlin),
Nikolaiviertel,
Nikolaikirchplatz.

Dia-Serie Nikolaikirche Um 1230 errichtete man die erste steinerne Kirche Berlins, eine dreischiffige spätromanische Basilika, später mehrfach umgebaut und erweitert. So entstand nach dem Umbau um 1260/70 eine der frühesten Hallenkirchen der Mark. Der 1264 erstmals erwähnte Name bezieht sich auf Nikolaus (um 270–342), Bischof von Myra, der als Patron der Schiffer, Kaufleute und Bäcker gilt. Im 14./15. Jahrhundert wurde die N. als spätgotische Backsteinkirche erneuert, die Liebfrauenkapelle ans Langhaus angefügt und das Langhaus in Fortführung des Choraufbaues neu errichtet. Anfang des 16. Jahrhunderts entstand ein zweigeschossiger Anbau auf der Chornordseite (Sakristei und Bibliothek). Im 17./18. Jahrhundert folgten Umgestaltungen in Renaissance- und Barockformen. Die Turmfassade wurde 1860 erneuert. Im Zuge einer Restaurierung von 1876 bis 1878 wurden über dem alten Westturmbau neugotische Backsteintürme mit zwei Helmspitzen errichtet, Gesamthöhe 84,40 m. Das spitzbogige Westportal im Turm wurde um eine Steinschicht erhöht, weil es wegen des um fast einen Meter aufgehöhten Straßenniveaus zu niedrig wirkte. Diese Arbeiten leitete Hermann  Kontext: Blankenstein, Hermann Wilhelm Albert Blankenstein, der auch unter Benutzung älterer Skizzen von Friedrich August  Kontext: Stüler, Friedrich August Stüler die Zwillingstürme entwarf. Nach der Zerstörung im II. Weltkrieg wurde die Kirche erst 1981–1987 wiederaufgebaut. Den Innenraum gestaltete man farbig nach den Erstfassungen aus spätgotischer Zeit. An der Kirche wirkte Propst Symeon, der 1244 in der ersten erhaltenen Urkunde mit dem Namen Berlin erwähnt ist, nachdem er bereits 1237 im Zusammenhang mit Alt-Cölln urkundlich genannt wurde. Zum ersten evangelischen Propst Berlins berief Joachim II. (1505–1571) 1539 Georg Buchholzer, Mitverfasser der Brandenburgischen Kirchenordnung von 1540. Das gleiche Amt bekleidete ab 1691 Philipp Jakob  Kontext: Spener, Philipp Jakob Spener. 1651 war der Kirchenlied-Dichter Paul  Kontext: Gerhardt, Paul Gerhardt in der N. zum Pfarrer ordiniert worden, wo er dann auch von 1657 bis zu seiner Amtsenthebung 1667 wirkte. Vertont hat zahlreiche Gerhardtsche Texte Johann  Kontext: Crüger, Johann Crüger, Kantor der N. von 1622 bis 1662. Bei der Einführung der Städteordnung wurde der erste Magistrat Berlins am 6. 7. 1809 in der N. vereidigt. Hier erfolgte am 2. 11. 1539 der Übertritt von Rat und Bürgerschaft Berlins zur evangelischen Lehre. 400 Jahre später erlebte der Sakralbau den letzten Gottesdienst am 5. 11. 1938, bevor die Kirche in Reichseigentum überging. Sie sollte zu einer Konzerthalle und zum Museum für kirchliche Altertümer umgewandelt werden. Heute ist in der N. eine ständige Ausstellung zur Historie der Kirche zu sehen, es finden Konzerte und Theaterveranstaltungen statt. Bronzetafeln informieren über die Geschichte der N. und erinnern an das Wirken von Gerhardt und Crüger. Die Kirche steht unter Denkmalschutz.

 

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 19. Mrz. 2002
Berliner Bezirkslexikon, Mitte
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