Wasserturm Undine

Kreuzberg,
Kopischstraße 7/Fidicinstraße 37.

Bei der Bebauung des Gebietes am Tempelhofer Berg in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts mussten zur Wasserversorgung Höhenunterschiede von etwa 14 m (zwischen der heutigen Bergmannstraße und der Fidicinstraße) überwunden werden. Deshalb wurde von 1886 bis 1888 nach Plänen der beiden Regierungsbaumeister Hugo Hartung (1855–1932) und Richard Schultze (1855–1923) der 45 m hohe W. in der Form eines mittelalterlichen Backsteinbaus errichtet. Neben dem Backstein wurden Quader aus Schlesischem Granit verwandt und das Dach mit Schiefer gedeckt. Im Turm wurde ein aus Eisen geschmiedeter Hochbehälter für Wasser mit einem Fassungsvermögen von 406 m³, eine Wohnung für den Maschinenmeister und ein Maschinenpumpraum untergebracht. Zur Anlage gehörten ein Kessel- und Kohlehaus sowie ein eigener Hof. Am 14.06.1888 wurde der W. in Betrieb genommen. In den Maschinenraum wurde nachträglich ein Sternengewölbe mit Rippen aus Ziegelformsteinen eingebaut. 1925 erhielt der Turm eine elektrische Wasserpumpe. Ende der 1950er Jahre wurde er stillgelegt und fünf Wohnungen für Angestellte der Berliner Wasserwerke eingerichtet, die bis Anfang der 1980er Jahre bewohnt waren. Danach wurde der W. zu einem Jugend-, Kultur- und Kommunikationszentrum für die Gegend um den Chamissoplatz umgebaut. Anregungen kamen dazu vom 1982 gebildeten "Selbsthilfeverein Jugendzentrum Wasserturm e. V.". Am 24.10.1988 wurde der Turm mit den 2. Kulturtagen am Chamissoplatz seiner neuen Bestimmung übergeben. Heute bieten eine Caféteria, Informationsveranstaltungen im ehemaligen Transformatorenraum, ein Tonstudio, ein Fotolabor, eine Druckereiwerkstatt u. a. vielfältige Möglichkeiten kultureller Betätigung im Kiez.

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 21. Okt. 2003
Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg
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