Schaltwerk Markgrafendamm

Friedrichshain,
Markgrafendamm 24 B.

Das Sch. ist ein heute unter Denkmalschutz stehendes Gleichrichterwerk für die Stromversorgung der Berliner S-Bahn. Mit der Elektrifizierung der Stadtbahn bezog die Reichbahn den Strom von den Großkraftwerken Trattendorf und Klingenberg. Als hochgespannter Drehstrom von 30 kV wurde er den Gleichrichterwerken Markgrafendamm und Halensee übergeben. Von hier aus erfolgte die Verteilung des Hochspannungsstromes über ein 350 km langes Kabelnetz auf die anderen Gleichrichterwerke. Zugleich wurde von hier aus auch Strom direkt in das Streckennetz der S-Bahn eingespeist. Nach Plänen von Richard Brademann (1884–1965) wurde das Sch. 1927/28 errichtet. Am 11.06.1928 wurde die Fahrleitungsmeisterei Markgrafendamm in Betrieb genommen. (Der Name änderte sich öfter.) Die Nordfront zur Bahnlinie wird durch 11 gereihte, viereckige Lüftungskamine wie durch Pfeiler gegliedert. Im Erdgeschoss befinden sich Rampen und Eisentore, darüber ein Betongesims. Die Fassaden des viergeschossigen Hochspannungs- und Gleichrichterhauses sowie der anderen Bauten wurden mit roten Klinkern verblendet. Über einem zweigeschossigen Brückenbau ist das Hochspannungs- und Gleichrichterhaus mit dem dreigeschossigen Schalthaus verbunden. Das achteckige Schalthaus mit Vorbau beherbergt den elliptischen Raum der Schaltwarte. Die Glaskuppel gestaltete Richard Brademann mit expressionistischen Zackenmotiven, die die Elektrizität versinnbildlichen. Im April 1982 ging man zur Errichtung einer 110-kV-Schaltanlage über, da die S-Bahn in den 80er Jahren direkt aus dem Verbundnetz der DDR gespeist wurde und nicht mehr direkt aus Klingenberg. 1995 begannen die Arbeiten zum Umbau der Schaltwarte zur computergesteuerten Netzleitstelle. Im November 1998 wurde die alte Schaltwarte außer Betrieb gesetzt und im Dezember 1999 die rekonstruierte Schaltwarte in Betrieb genommen. Schmuckstück der neuen Schaltwarte ist eine Messinguhr aus der Zeit Richard Brademanns, die erst 1995/96 bei der Modernisierung unter dicken Farbschichten wieder entdeckt wurde. Seit dem Frühjahr 2000 werden sämtliche Bahnstromanlagen der S-Bahn nur noch von der Netzleitstelle Markgrafendamm aus gesteuert.

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 21. Okt. 2003
Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg
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