Frauenstadtteilzentrum Schokofabrik

Kreuzberg,
Mariannenstraße 6 und Naunynstraße 72.

Das Haus Mariannenstraße 6 entstand 1856 als Wohnhaus im klassizistischen Stil, wurde 1875 aufgestockt und 1897 durch Seitenflügel und Quergebäude ergänzt. Der Eigentümer, Konditor Louis Greiser, richtete zunächst ein Ladengeschäft ein und gründete im April desselben Jahres die "Chokoladenfabrik Greiser und Dobritz". Nach Modernisierungen der Fabrik durch Fahrstuhleinbau und Zentralheizung erwarb Greiser 1865 das von W. Schroeder und Eduard Speer errichtete Haus auf dem angrenzenden Grundstück Naunynstraße 72. 1922 wurde die Firma zur OHG umgewandelt. 1942 übernahm die DeTeWe das gesamte Terrain und die Gebäude. Nach verschiedenen Nutzungen in der Nachkriegszeit folgten 1968 das Land Berlin als Eigentümer und 1979 die GSW (Gesellschaft für sozialen Wohnungsbau). Zu Beginn der 80er Jahre versuchten aktive Frauen ein Stadtteilzentrum zu schaffen. Als 1981 eine Gruppe junger Leute die ehemalige Schokoladenfabrik besetzte, gelang den Frauen die Übernahme, und kurze Zeit später gründet sich der Verein "Frauenstadtteilzentrum e. V." mit der Zielsetzung der Förderung von "Frauen, Lesben und Mädchen". Mit Unterstützung der IBA und des Senats wurde die Schokofabrik zum Frauenstadtteilzentrum umgebaut. Auf 1000 m² und sechs Etagen entstanden ein Wohnbereich für Frauen, zwei Kinderstagesstätten, das türkische Bad "Hamam", ein Cafe, eine Kunsthandwerk- und Sportetage, eine Tischlereiwerkstatt, eine Tanzetage, ein Bildungsbereich und ein Gewächshaus mit verglasten und begrünten Dachflächen. Ca. 20 Frauen arbeiten in diesen Einrichtungen. Von der ehemaligen Nutzung als Schokoladenfabrik zeugt die Inschrift "Greiser & Dobritz" über dem Durchgang Mariannenstraße 6.

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 21. Okt. 2003
Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg
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