Fischzug

Friedrichshain.
Die Straße liegt auf der Stralauer Halbinsel und geht von der Palmkern-Zeile über die Bootsbauerstraße hinaus.

Seit dem 12.03.1999 heißt sie nach dem Stralauer Fischzug. Mit ihm eröffneten die Bewohner des im Südosten Berlins gelegenen Fischerdorfes seit 1574 am Bartholomäustag (24. August) die neue Fangsaison. Kurfürst Johann Georg (1525–1598) hatte in einem Edikt vom 23.02.1574 verfügt, dass die Schonzeit für die Fische in den Brandenburger Gewässern vom Gründonnerstag bis zum Bartholomäustag zu währen habe. Den Ertrag der ersten vier Fischzüge an diesem Tag entrichteten die Stralauer Fischer als Gehaltszahlung in Naturalienform an ihren Pfarrer. Als Dank spendierte dieser – zusammen mit dem Dienstherrn der Stralauer, dem Berliner Rat – ein bescheidenes Mahl und eine halbe Tonne Bier. Das war der Ausgangspunkt für ein kleines dörfliches Fest, das bald in ganz Berlin bekannt und zum Ereignis für die Berliner werden sollte. 1780 nahm mit Prinz Ferdinand (1730–1813), Bruder König Friedrichs II., erstmals auch ein Angehöriger des preußischen Hofs am F. teil. Dies wurde zur Tradition bis in die 1840er Jahre, in denen das Fest auch seine Blütezeit erlebte. Nachdem zunehmend Ausschweifungen das Fest störten, verbot am 23.07.1873 der Amtsvorsteher von Stralau den F. Bis zum Ersten Weltkrieg fand der F. nur noch als Gartenfest der Stralauer Lokale und Wassersportvereine statt. Am 24.08.1923 gründete sich ein Verein zur Erhaltung des historischen F. von Stralau. 1931 wurden wieder 60 000 Besucher gezählt. Von den Nationalsozialisten war der S. nach 1933 als "traditionelles Volksfest" vereinnahmt worden. Von 1954 bis 1962 wurde er als "sozialistisches Volksfest" veranstaltet, dann aber eingestellt.

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 21. Okt. 2003
Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg
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