Exportviertel Ritterstraße

Kreuzberg.

Bis in das erste Drittel des 20. Jahrhunderts war das E. ein weltweit bekannter Begriff für Handel und Export. Im Stile einer Messe konnten sich Einkäufer aus allen Teilen der Erde über die Leistungsfähigkeit und die Entwicklung der Berliner Produktion informieren. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg gab es in den 24 Straßen, die zum E. gehörten, 1391 Fabrikanten, 2943 Vertreter, 92 Exporteure, 21 Spediteure. Hinzu kamen noch 1344 Vertretungen ausländischer Firmen, die hier ihre Waren anboten. Durch den Bau des  Kontext: Potsdamer GüterbahnhofPotsdamer Güterbahnhofs, des  Kontext: Anhalter BahnhofAnhalter, Görlitzer und Schlesischen Bahnhofs sowie der 1871 eröffneten Ringbahn waren die Ritterstraße und die umliegenden Straßen zu einem attraktiven Industriestandort geworden. Die Ritterstraße selbst galt als die Goldene Meile des E. In fast jedem Haus befanden sich große und kleinere Ausstellungs- und Verkaufsräume. In den 1890er Jahren stellten viele Unternehmen den Antrag, wie in der Leipziger Straße, Unter den Linden und der Friedrichstraße bereits bekannt, ihre Waren in großen Schaufenstern zu präsentieren. Hier entstanden auch frühzeitig bedeutende Gewerbehöfe wie das  Kontext: PelikanhausPelikan-Haus (Nr. 9/10), der  Kontext: RitterhofRitterhof (Nr. 11) und das Fahrradhaus (Nr. 31), als Mietfabriken für kleine und mittlere Betriebe. Vor dem Ersten Weltkrieg hatte das Exportviertel seinen Höhepunkt erreicht. Zum Niedergang trug die Inflation und schließlich die Autarkiepolitik nach 1933 sowie die Vertreibung jüdischer Kaufleute bei. Ein Großteil des E. wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Versuche in den 50er Jahren, an den früheren Erfolg des Viertels anzuknüpfen, schlugen fehl. In den 1970er Jahren wurde das E. weitgehend abgerissen und umgewidmet.

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 21. Okt. 2003
Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg
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