Comeniushof

Friedrichshain,
Kopernikusstraße 35, zwischen Grünberger und Warschauer Straße.

In der Bebauung dieses Areals um die Jahrhundertwende dokumentiert sich die Entwicklung der "Berliner Mischung". Fünfgeschossige Etagenfabriken prägen die Blockinnenflächen. Sie sind als Quergebäude auf den bis zu 120 m tiefen Parzellen angeordnet und bilden teilweise mehrere Höfe. In dem zwischen 1890 und 1910 bebautem Gebiet um die Warschauer Straße wurde ein Platz und ein Hof nach dem Theologen und Pädagogen Johann Amos Comenius (1592–1670) benannt. Ihm zu Ehren wurde 1891 – zu seinem 300. Geburtstag – die Comeniusgesellschaft in Berlin gegründet. Der großflächige Komplex des C., den der Architekt F. Schlundt im Auftrag der Fabrikanten Carl Rössler und Schmidt entwarf, orientierte sich in der Wahl der architektonischen Mittel an den unterschiedlichen Funktionen der Gebäude. Zur Straße entstand ein imposantes, mittlerweile seines Stucks beraubtes, Mietshaus mit Giebel, im ersten Hof folgte ein herkömmliches und ebenfalls als Wohnhaus genutztes Quergebäude. Im zweiten Hof wurde ein fünfgeschossiges, zur Hofseite hin hell verklinkertes Gebäude für die Möbelfabriken Rössler & Schmidt und Mieles & Neumann errichtet, das auf der Rückseite eine gelbe Verblendziegelfassade erhielt. Am Gebäude sind die konstruktiven Elemente betont: große Fenster gewährleisten optimale Lichtverhältnisse in den Arbeitsräumen und die hallenartigen Produktionsgeschosse erschließen sich über seitlich angeordnete Treppentürme und Aufzugsschächte. Außer den genannten Firmen produzierten hier u. a. die Cannstatter Bettfedernfabrik Rothschild & Hanauer (1930) und die Ledermöbelfabrik Borsig & Pohl. Die Rekonstruktion des C. zwischen 1991 und 1998 zielte auf die Erneuerung des Angebots an Produktions- und Büroräumen. Das denkmalgeschützte Objekt besteht aus dem zum Bürogebäude ausgebauten Vorderhaus, dem sanierten Fabrikgebäude und einem neuen, modernen Produktionsgebäude im Hinterhaus.

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 21. Okt. 2003
Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg
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