Eine Rezension von Thomas Przybilka


Kreuzverhöre und Küchendüfte

Jürgen Alberts/Frank Göhre: Kreuzverhöre
Zehn Krimiautoren sagen aus.
Gerstenberg Verlag, Hildesheim 1999, 240 S.

Andrea C. Busch (Hrsg.): Mord zwischen Messer & Gabel
29 Krimis, 72 Rezepte.
Gerstenberg Verlag, Hildesheim 1999, 320 S.

 

Nach Nina Schindlers umfangreichem und informativem Das Mordsbuch - Alles über Krimis (1997) und Treat’s/Wilbert’s Rätselhafte Morde - 37 Krimi-Rätsel (1998) hat der Gerstenberg Verlag im Spätsommer 1999 sein „kriminelles“ Verlagssegment mit zwei neuen Büchern erweitert und auf das Beste aufgebaut. Zwei opulente, im Preis-Leistungs-Verhältnis nicht zu unterbietende Titel, die zeigen, daß Das Mordsbuch und Rätselhafte Morde keine Eintagsfliegen sind und daß der Verlag es versteht, den einmal eingeschlagenen Weg der liebevoll gestalteten und hergestellten Bücher hervorragend auszubauen und so seinen Namen in diesem Randbereich der Kriminalliteratur zu festigen.

Rechtzeitig zur Weihnachts- und damit zur Geschenkezeit legen die beiden Kriminalschriftsteller Jürgen Alberts und Frank Göhre Kreuzverhöre - Zehn Krimiautoren sagen aus vor. Diese Medienkombination (Buch und CD) kommt als großformatiger Text-Bild-Band daher - ein coffee-table-book, wie solche schönen und sorgfältig zusammengestellten Bände in englischsprachigen Ländern bezeichnet werden. Alberts und Göhre nehmen den Leser mit auf eine Reise zu den Schreibtischen und in die Arbeitszimmer der bekanntesten und bedeutendsten deutschen Kriminalschriftstellerinnen und -schriftsteller. Hansjörg Martin, Irene Rodrian, Friedhelm Werremeier, Michael Molsner, -ky, Felix Huby, Gisbert Haefs, Peter Zeindler, Sabine Deitmer und Ingrid Noll stehen den beiden Kollegen in ihren Kreuzverhören Rede und Antwort.

Diese Reise geht nicht nur von den Anfängen des NDK (Neuer Deutscher Kriminalroman) bis in der Gegenwart, sondern es ist auch eine intime Reise in die Biographien dieser wichtigen Vertreter des Genres. Der Leser erfährt hier mehr und wesentlich detaillierter über den biographischen Hintergrund, die Arbeitsweisen, aber auch über persönliche Einstellung der genannten Autoren, als es ihm sonst möglich ist. Ausgestattet ist dieser Text-Bild-Band mit über 140 Fotos (groß- und kleinformatig, farbig oder schwarzweiß) von Rainer Griese. Den Anfang jedes der zehn Textbeiträge bildet ein Steckbrief mit Angaben zur Person der oder des Befragten. Und wer zudem eine Privatlesung seines Lieblingsautors hören möchte, dem steht eine CD mit den geführten Interviews und auszugsweisen Lesungen aus den Krimis der Befragten zur Verfügung. Alles in allem ein sehr zu empfehlendes Buch, gleichermaßen für Augen und Ohren. Krimiautoren packen aus - ganz ungezwungen, unterhaltsam und informativ.

Das zweite zu erwähnende Highlight aus dem Gerstenberg Verlag ist für diejenigen Fans der Kriminalliteratur bestimmt, die sich nach der Lektüre spannender Stories auch noch leiblich stärken möchten. Die Krimiautorin Andrea C. Busch zeichnet als Herausgeberin verantwortlich für Mord zwischen Messer & Gabel - 29 Krimis, 72 Rezepte. Busch ist eine reizvolle Sammlung von kulinarischen Kriminalgeschichten gelungen, zu der sie internationale Schriftstellerinnen der Vereinigung Sisters in Crime als Autorinnen gewinnen konnte. In Deutschland, Australien, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, Schweden und von den Virgin Islands wurden die Stories und die dazugehörenden Rezepte erdacht. Nach Auskunft der Herausgeberin und der Lektorin (sicher ist sicher in diesem Fall) sind alle Rezepte nicht nur problemlos nachkochbar, sondern auch ohne Neben- und Nachwirkungen zu genießen! Wer sich an 29 Kriminalgeschichten über tödliche Eifersüchte und bizarre Mordgelüste noch nicht sattgelesen hat, sollte schnellstens seine Küchenvorräte überprüfen und dann damit beginnen, eines der 72 Rezepte vom einfachen Tellergericht bis zum 6-Gänge-Menü nachzukochen. Illustriert wurde dieses handliche wie schöne Buch von Bengt Fosshag. Seine Illustrationen sind sozusagen die Sahnehäubchen zu den Krimis und Rezepten. Fast erübrigt es sich zu erwähnen, daß nicht nur Krimifans, sondern auch Kochbegeisterte und Rezeptbuchsammler an dieser Kombination von Spannung und internationaler Kochkunst ihr Vergnügen haben werden.

Also, guten Appetit.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 11+12/99 (c) Edition Luisenstadt, 1999
www.luise-berlin.de

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