Eine Annotation von Alfred Büngen


Wünnemann, Gisela: Mama - Mach mal!
Amüsante Episoden einer streßgeplagten Hausfrau.

Klaus Bielefeld Verlag, Friedland 1998, 98 S.

 

Zugegeben, Skepsis überfiel mich Vielleser schon. „Kurzweiliges Lesevergnügen“ und eine „amüsante Note“ werden mir auf dem Einband versprochen. Im Regelfall Warnungen für mich, ein Buch nicht zu lesen, zumal auch noch die Zuordnung in den Bereich der „humoristischen Literatur“ gleich mitgeliefert wird. Unterhaltsame Lektüre vom Bahnhofskiosk kurz vor der Zugabfahrt? Wie bedeutsam der Humor als entwaffnendes Element auch bei Lesevorurteilen sein kann, das wissen nun spätestens meine schlafgestörten Nachbarn, die sich sicherlich über lautstarke Lachanfälle wunderten, die mich bei der nächtlichen Lektüre überfielen.

Die vielleicht zwanzig kurzen Episoden schildern nichts Wichtigeres als den Alltag einer Hausfrau mit drei Kindern („Fleißig waren wir also“) und „Vati“. Wer nun jedoch den Versuch einer kleinen Geschichte der Emanzipation einer schreibenden Hausfrau erwartet, der wird sich arg enttäuscht sehen. Weit davon entfernt, platte Nichtigkeiten zu schildern, demonstriert die Autorin die Lächerlichkeit männlichen Gehabes. Ertappte ich mich da tatsächlich beim Lachen über mich selbst? Die männlichen Verhaltensweisen scheinen jede Form gleichberechtigten Umgangs miteinander überflüssig zu machen. S i e weiß und kann es, und sei es nach einer heimlichen Lektüre im Fremdwörterlexikon, ohnehin besser. Wohl wissend, vielleicht aber auch nur mit weiblicher Sensibilität ahnend, daß sie damit sehr männliches Rollenverhalten annimmt, flüchtet Gisela Wünnemann in Selbstironie und Hoffnung: „Dann kann ich nur hoffen, daß ich nicht so aussehe, wie du, heute.“

Eine ungekünstelte und alltägliche Sprache gibt dem Buch zudem einen erfrischenden Charakter, so daß es auch für den ungeübten Leser liebens-(lese)fähig ist - eine Kunst, die auf diesem Niveau sehr wenige Autoren beherrschen, wobei die sprachliche und erzähltechnische Verbesserungswürdigkeit in einzelnen Episoden den positiven Grundcharakter nicht verdrängen kann.

Sicherlich kein Werk bleibender Weltliteratur, doch ein bemerkenswertes kleines Stück gelebter (Nicht-)Emanzipation der Wirklichkeit. Und das macht Mama - Mach mal! sehr sympathisch für Mann und Frau. Eine schönere Umschlagsillustration hätte das Buch aber wirklich verdient.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 11+12/99 (c) Edition Luisenstadt, 1999
www.luise-berlin.de

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