Eine Annotation von Wolfgang Buth


Cartier, Stephan/Martin, Jörg/Meise, Torsten: Kopf hoch!
Der Ratgeber fürs 21. Jahrhundert.

Reclam-Bibliothek Bd. 1659.
Reclam Verlag Leipzig, Leipzig 1999, 156 S.

 

Noch sind die Auswirkungen des Jahrtausendwechsels nicht abzusehen. Verkehrs- und Herzinfarkte, Platten- und Börsencrash - Katastrophen allenthalben stehen uns bevor. Zukunftsängste greifen um sich: „Sollte man am 1. Januar 2000 mit dem Flugzeug verreisen?“, „Bleibt Bayern katholisch?“, „Ist die Rente sicher?“ Oder kommt mal wieder alles anders als gedacht?

Fragen über Fragen stellen sich den besorgten Zeitgenossen. Der Ratgeber fürs 21. Jahrhundert sagt: Kopf hoch! Denn erstens ist alles halb so schlimm, und zweitens kann man ja auf den Rat erfahrener Fachleute zurückgreifen. Wozu gibt es schließlich Experten?

Stephan Cartier, Jörg Martin und Torsten Meise, drei unerschrockene Zukunftsforscher, verraten Tips und Tricks für alle Eventualitäten. Eingedenk der Tatsache: Wer sich heute schlau macht, der hat morgen gut lachen. Mit von der Partie sind Karlheinz Steinmüller vom Sekretariat für Zukunftsforschung Gelsenkirchen, der das Geleitwort schrieb, Rainer Schmidt vom „ZEITmagazin“, der unter der Überschrift „Was wir einmal vermissen werden“ 14 Gastbeiträge beisteuerte, Felix Brüggemann (Fotos) und Jost Nickel, der interessante Vorschläge für Silvester 1999/Neujahr 2000 zusammengetragen hat.

„Die Zukunft ist nicht mehr, was sie einmal war. Früher konnte man sich auf sie verlassen: Sie kam und kam, und wenn sie einen auch nie völlig erreichte, so näherte sie sich doch immer schneller. Damals hieß Zukunft noch, daß man sich seine Rente ausrechnen oder auf den Mondurlaub sparen konnte, und der Sieg des Weltkommunismus war so gewiß wie der der Marktwirtschaft. Statt der einen, großen und lichten Zukunft haben wir nun die Globalisierung und die Informationsgesellschaft und einen ganzen Sack voller kleiner zappeliger Zukünfte bekommen, die man vielleicht beschreiben, aber keinesfalls als künftige Wirklichkeit festnageln kann, denn nicht einmal ein Zukunftsforscher weiß, welche dieser Zukünfte die voranschreitende Zeit einmal aus besagtem Sack lassen wird.“

Die Zukunftsforscher entführen den Leser ins 21.Jahrhundert, wobei sie ihre Ideen, Utopien in 10 kleine Kapitel gegliedert haben: von Freizeit, Arbeit und Wissenschaft über Kultur, Soziales, Politik und Medien bis zu Medizin, Umwelt und Glauben. Liest man als Leser des 20. Jahrhunderts die Meldungen/Utopien/Ideen des 21. Jahrhunderts, wird man hin- und hergerissen zwischen Zustimmung und Ablehnung. Aber die Autoren haben sich ja nicht alles selbst ausgedacht; viele Meldungen, Begriffe (z. B. sozialverträgliches Ableben) standen bereits in der Presse, die Autoren haben sie „weiterentwickelt“ mit Humor, mit Sarkasmus. Und das ist nicht jedermanns Sache ...

Kopf hoch! Der Ratgeber fürs 21. Jahrhundert - flüssig, humorvoll, satirisch geschrieben - sollte nicht bierernst gelesen werden.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 9/99 (c) Edition Luisenstadt, 1999
www.luise-berlin.de

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