Eine Rezension von Ulrich Blankenfeld


Branchen-Buch

Imre Török: VS-Handbuch
Ein Ratgeber für Autorinnen und Autoren, Übersetzerinnen und Übersetzer.

Steidl Verlag, Göttingen 1999, 473 S.

 

Sieht so aus, als sei das nur von Schreibern für Schreiber! So, wie sich das ankündigt: VS-Handbuch. Ein Ratgeber für Autorinnen und Autoren, Übersetzerinnen und Übersetzer. Wie unsinnlich! Und allen Schreibenden ein Hohn? Zumindest wissen sie, daß VS nicht für Vereinsschaffe steht, sondern für Verband deutscher Schriftsteller. Also ist das Handbuch vorsätzlich für Verbandsmitglieder. Doch nicht nur für sie. Wie auch einer Anmerkung des Autor-Herausgebers Imre Török zu entnehmen ist, soll die Broschüre „ein Nachschlagewerk für viele Worturheber“ sein. Wollte es wirklich nur das sein, hätte Török nicht so viele Mittäter einladen müssen, die auspacken, was den meist problematischen, problematisierten Autoren-Alltag ausmacht und macht. Nicht ohne satirischen Hintersinn wird abermals aufgetischt, was die Branche kennt - von den Behinderungen bis zur Beckmesserei - und die Schreibenden permanent stört. Die Selbstäußerungen stiften wohl auch kein Solidargefühl und schon gar keine Solidarität unter den Schreibenden. Schön, sich mal wieder so zu bestätigen und bestätigt zu sehen! Sei’s drum! Lesenden, die Ambitionen hegen, den unaufhaltsamen literarischen Aufstieg zu wagen, muß nicht gleich das Herz in die Hose rutschen. Wer nicht anders kann, wird sowieso nicht die Finger vom Computer oder anderen Schreibgeräten lassen. Unbelehrten und Unbelehrbaren bietet der reine Ratgeberteil Orientierungshilfe, damit sie sich halbwegs sicher durch den Literaturdschungel schlagen, um nicht restlos ratlos umherzuirren. Um so irreführender ist, daß im aktuellsten aller VS-Handbücher zu viele Angaben zu Institutionen - P.E.N.-Zentrum (Ost) - Redaktionen halbwahr oder unwahr sind („Die Weltbühne“, „Neues Deutschland“, „Potsdamer Neueste Nachrichten“). Manche Angaben sind seit Jahren überholt. Das ist alles andere als originell für eine Originalausgabe. Das ist voll daneben. Also schlampig. Offenbar sind die Adressen ohnehin nach dem Prinzip Zufall zusammengestellt. Im Wiederholungsfall sollte sich das Handbuch ein sorgfältiges Adreßbuch an die Seiten binden. Was allen Schreibenden wie Lesenden eine wirklich nützliche Hilfe wäre? Zu welchem Zweck? Um noch mehr Geschriebenes unter die Leute zu bringen? O je!


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 9/99 (c) Edition Luisenstadt, 1999
www.luise-berlin.de

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