Eine Rezension von Christian Berger


Fakten, Fakten, Fakten

Udo Sautter: Das Buch der Jahrestage

Verlag Ch. Beck, München 1999, 256 S.

 

Auf Buchmessen kann man auch Autoren treffen. Einige auf der Leipziger Buchmesse getroffene Autoren, nach dem 14. Februar gefragt, antworteten, was wohl jeder antworten würde: Valentinstag! Richtig! Keinem kam in den Sinn zu erwähnen, daß am 14. Februar die deutsche Sprache erstmals schriftlich verwendet wurde. Das war Anno 842, und zwar in den Straßburger Eiden. Zugegeben, das ist wahrlich schon eine Weile her und muß nicht unbedingt zum allgemeinen Gedächtnisbestand gehören. Schön wär’s schon. Als ausgezeichnete Gedächtnisstütze, -stärkung und -erweiterung empfiehlt sich ein Buch des Tübinger Historikers Udo Sautter. Die penible Arbeit des Katalogfetischisten ist erfreulich spielerisch-unterhaltend. Das ist hervorzuheben, weil der nüchtern-fade Titel Das Buch der Jahrestage die Publikation nicht gerade preist. Das vermutend, rührt der Herr Professor im Vorwort ordentlich die Trommel: „Es gibt gegenwärtig kein in Format und Datenfülle vergleichbares Werk.“ Kratzen wir mal nicht an diesem Selbstlob! Es gibt tatsächlich keinen triftigen Grund, den Spaß an dieser Fakten-Fakten-Fakten-Lektüre zu verderben. Der Fachmann läßt die zusammengetragenen Fakten nicht unter einer beliebigen Interpretationssoße verschwinden. Auf schnurgerader Strecke geht’s durch das Kalenderjahr, durch die Jahrhunderte vorwiegend der europäischen Geschichte, vorüber an Berühmten, die die Geschichte machten oder sie begleiteten. Mancher Name mag manchen fehlen. Zumal wenn einem Genannte weniger wichtig erscheinen. Zum Beispiel am 29. April, an dem auch Egon Erwin Kisch, der bedeutendste Reporter, geboren wurde. Kisch ist nicht in dem Buch gelandet. Das ist weniger nachsichtig zu kommentieren wie die Tatsache, daß die ARD am 30. Juni die erste Folge von „Dallas“ sendete. Das war 1981. Das mußte Walter Ulbricht nicht mehr erleben, dessen Biographie an einem 30. Juni begann. Und so weiter, und so fort mit den Haupt- und Nebendaten, die uns schnell herausfinden lassen, wann wir welchen Jubiläen rechtzeitig ausweichen können. Keine schlechte Sache!


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 9/99 (c) Edition Luisenstadt, 1999
www.luise-berlin.de

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