Eine Annotation von Bertram G. Bock


Feks, Leo:

Die leere Mitte
Kriminalroman.

MÄNNERSCHWARMSKRIPT, Hamburg 1998, 215 S.

 

Nach der Lektüre kommt man leider nicht umhin, diesen Krimi als eher langweilig zu charakterisieren. Zwar ist der Auftakt furios, stellt viele Fragen und verspricht Spannung, doch die geweckten Erwartungen erfüllen sich nicht. Die Konstellation der Personen wird so kompliziert, daß man sich am liebsten ein Diagramm malen würde, zumal die Namen sehr ähnlich klingen. Kompliziert ist diese Geschichte auch deshalb, weil zwar krimi-typisch, aber nicht eben spannungsfördernd von Beginn an sehr retardiert erzählt wird. So braucht es eine (lange) Weile, bis man die Personen ihrem „Stande“ zuordnen kann - aber bis dahin sind schon etliche Verwirrungen aufgetaucht, die sich nur noch mit Mühe lösen lassen.

Der Krimi spielt in Köln, und es geht um den Mißbrauch von polnischen Jungs in Schwulensaunen. Eigentlich aber ist dies nur das Hintergrundgeschehen. Im Vordergrund agiert ein 16jähriger ehemaliger Stricher namens Ronny, dessen „Daddy“ umgebracht wird, weil er einen Koffer mit geheimen Dokumenten hat. Ronny flüchtet mit dem Koffer zu Krapp, dem Freund seines Vaters und zweiten Protagonisten des Romans, und zusammen machen sie sich dann auf die Suche nach dem Mörder - mit unterschiedlichem Erfolg. Den Showdown gibt’s in der Sauna zwischen nackten Leibern. Ein skurriles Bild, aber gestalterisch nicht überzeugend. Der Text erinnert stellenweise an Regieanweisungen für einen Film, der womöglich unterhaltsamer wäre als das Buch, das neben Spannung auch sozialkritischen Anspruch vermissen läßt.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 7+8/99 (c) Edition Luisenstadt, 1999
www.luise-berlin.de

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