Eine Annotation von Bernd Heimberger


Moser, Christian:

Goethe
Die ganze Wahrheit.

Droemer/Knaur, München 1999. S.

 

Die Garde der verbohrten, verbiesterten, verbissenen Verfolger ist durch. Der Schaden, den sie stiften wollten, hält sich in Grenzen. Die Nation blieb ungerührt. Es ging nur um Goethe, nicht um die Niederlagen der kickenden Kaiser-Kinder von München. Sozusagen im Jubiläumssprint hat sich nun auch noch ein Comic-Stricher an die Fersen des G. aus W. geheftet. Nach sämtlichen offerierten Wahrheiten „enthüllt“ jetzt ein Herr Moser Die ganze Wahrheit über Johann Wolfgang von. Es ist das Flotteste, was ich aus der Goethe-Flut gefischt habe.

Christian Moser treibt’s bunt mit bunten Bildern und bunter noch mit munteren Worten, die kein Feigenblättchen vor den Mund nehmen. Man könnte sagen, Moser führt ein respektloses Mundwerk und einen schamlos frechen Strich. Damit niemand den frechen Kerl für die total-tollen Unverschämtheiten verantwortlich machen kann, behauptet der schreibend-zeichnende Spitzbube spitzbübisch, alles Mitgeteilte und Vermittelte hätte ihm der tückische Mephisto ins Ohr getuschelt. Lassen wir uns so was von Moser erzählen? Oder von Mephisto, der uns in Gestalt von Moser erscheint? Kreuzschockschwerenot! Wie das ganze Verkleidungs-Wahrheits-Unwahrheits-Wirrwarr durchschauen? Schnurzpiepegal! Moser zieht Seiten auf, die den ganzen Weihrauch in und um Weimar verscheuchen. Da kommt, endlich, wieder etwas Spaß auf, den der „fette Klops“ machen kann, der den verdammten Schulstreß mit seinem „Faust“ verursachte. Warum das gekommen ist mit dem Streß? Wem wir den Schlamassel wirklich zu verdanken haben? Goethe ist unschuldig! Aber, wer dann? Das ist die ganze Wahrheit, die hier nicht beim Namen genannt wird. Versuchen Sie mal, Mosers ganze Wahrheit ohne Lachen abzuwimmeln. Sie kriegen den Kaufpreis zurück!


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 7+8/99 (c) Edition Luisenstadt, 1999
www.luise-berlin.de

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