Eine Annotation von Kathrin Chod


Barthel, Manfred: Lexikon der Pseudonyme

Ullstein Verlag, Berlin 1999, 255 S.

 

Wer hätte sich schon einen Film mit Archibald Alexander Leach angeschaut, und wen hätte der Name Therese Gift ins Theater gezogen? Gary Grant und Therese Giehse klangen da schon besser. Es gibt offenkundig einige Gründe, sich ein Pseudonym zuzulegen. Albert Bitzius wählte den Namen Jeremias Gotthelf, da es seiner Kirchenbehörde nicht gefiel, daß ein Pfarrer Romane schrieb. Bei William Franklin Beedle fand ein Paramount-Vorstand, daß der Name wie ein Insekt klinge, und so kennt man ihn nun als William Holden. Alfred Kempner wollte lieber Alfred Kerr heißen, um ja nicht in Verbindung mit seiner Tante Frederike Kempner gebracht zu werden, die mit ihren unfreiwillig komischen Gedichten berühmt wurde. Dieter Hallervorden jr. schreibt seine Stücke als Adrian Herbst, um nicht nur mit dem Namen seines Vaters Karriere zu machen. Thomas Connery wollte seine schottische Herkunft mit dem Vornamen Sean unterstreichen. Von besonderer Ironie sind wohl die mehr oder weniger erzwungenen Pseudonyme Stewart Granger und Michael Keaton. Ihre Geburtsnamen waren leider schon zu berühmt, als daß weitere Schauspieler mit ihnen auftreten konnten. Lautet der eine doch James Stewart und der andere Michael Douglas. Zu allem Überfluß waren ihre echten Namen nur Pseudonyme für die damit bekannt gewordenen Filmstars, hieß James Stewart doch eigentlich James Maitland, und Michael Douglas wurde wie sein Vater mit dem Namen Demsky geboren. Daß Pseudonyme sich auch vererben, zeigt nicht nur die Familie Demsky. Auch Götz Schulz wollte wissen lassen, daß er seines Vaters Sohn ist, und wählte wie dieser den Nachnamen George. In der Regel nehmen Schauspieler schönere Namen an: Herbert Lom spricht sich nicht nur besser aus als Herbert Kuchazwitsch Schluderpacheru, und Oskar Werner hört sich auch besser an als Josef Bschließmayer. Ganz anders erging es nun Elisabeth Wellano. Der verpaßte Karl Valentin den Künstlernamen Lisl Karlstadt, weil er meinte, unter Wellano könnte sie höchstens als Soubrette auftreten.

Über 1000 Künstler-, Tarn- und Decknamen enthält das Taschenbuch. Neben dem Pseudonym stehen der richtige Name, Lebensdaten, Angaben zu Nationalität und Wirken der Person sowie - leider eher selten - eine Begründung für den Namenswechsel. Als Nachschlagewerk taugt der Band aufgrund der quantitativen Beschränkung nur bedingt. Aber Vollständigkeit war erklärtermaßen auch nicht das Ziel des Autoren. Und so liegt hier eine vor allem amüsante und unterhaltsame Lektüre vor.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 6/99 (c) Edition Luisenstadt, 1999
www.luise-berlin.de

zurück zur vorherigen Seite