Eine Rezension von Thomas Przybilka


Tödliches Vagabundenleben

Lora Roberts: Der Mörder von nebenan

Ein Liz-Sullivan-Krimi.

Ullstein Verlag, Berlin 1999, 251 S.

 

Liz Sullivan ist 34 Jahre alt, leitet in einem Seniorenheim einen Kurs für „kreatives Schreiben“, ist selber freie Schriftstellerin mit geringem Einkommen und etwas ungewöhnlicher als ihre Freunde und Bekannten. Die eingefleischte Einzelgängerin hat keinen festen Wohnsitz und haust in einem alten Bus, mit dem sie durch die kalifornische Stadt Palo Alto vagabundiert. Auf ihren unkonventionellen Lebensstil und ihre absolute Unabhängigkeit fallen eines Tages leider dunkle Schatten. Der mit ihr bekannte Stadtstreicher und Tippelbruder Pigpen Murphy wird erschlagen unter ihrem Wohnbus gefunden. Tat und Fundort sind mehr als schlecht für Liz Sullivan, denn am Abend zuvor hatte sie einen relativ heftigen Streit mit dem Wermutbruder und ist damit für die ermittelnden Detektive Paul Drake und Bruno Morales sogleich die Hauptverdächtige in diesem Mordfall. Liz darf die Stadt nicht verlassen, will aber auch nicht das Zimmer im Obdachlosenhotel beziehen, das ihr die Polizei beschafft hat. Sie nimmt dafür lieber das Angebot der Schriftstellerin Claudia an, in deren Haus zu wohnen. Doch kurz darauf wird wieder ein Stadtstreicher aus Liz’ Bekanntenkreis ermordet aufgefunden. Und wieder war ausgerechnet sie es, die ihn lebend als letzte gesehen hat. Als auch noch Vivien, eine Teilnehmerin ihres Schreibkurses, durch Eibensamen ums Leben kommt, scheint der Fall für die Polizei klar zu sein. Nur Paul Drake, der Liz ständig überwachen läßt, zweifelt an ihrer Schuld. Offensichtlich sind seine Zweifel berechtigt, denn auch Liz wird eines Nachts überfallen und brutal zusammengeschlagen. Die Ereignisse eskalieren und greifen auch auf die Belegschaft des Seniorenheims über. Die Geschichte scheint eine unerwartete Wendung zu nehmen.

Lora Roberts hat mit Liz Sullivan eine sympathische und durch ihre Lebensumstände aus dem Rahmen fallende Serienheldin kreiert. Nicht ohne Humor beschreibt sie das Leben ihrer schuldlos in Verdacht geratenen Protagonistin, die auch in weiteren Krimis als Detektivin wider Willen ihre Auftritte haben wird.

Lora Roberts lebt selber im kalifornischen Palo Alto. Nach ihrem Erstling Der Mörder von nebenan werden in der gelben Reihe bei Ullstein weitere Liz-Sullivan-Krimis erscheinen, auf die man sich jetzt schon freuen kann. Übrigens ist es auch wichtig anzumerken, daß der vorliegende Krimi von zwei Kennerinnen des Genres übersetzt wurde: A. C. Busch und A. Heuner sind Mitglieder der Sisters-In-Crime und haben selber schon eigene Kriminalromane und Kriminalerzählungen veröffentlicht.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 5/99 (c) Edition Luisenstadt, 1999
www.luise-berlin.de

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