Eine Annotation von Helmut Caspar


Reisezeit - Zeitreisen zu den schönsten Schlössern, Burgen, Gärten, Klöstern und Römerbauten in Deutschland

Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 1999, 240 S., mit 420 Abb.

 

Die Schlösserverwaltungen von Baden-Württemberg, Bayern, Berlin-Brandenburg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt (mit Dessau-Wörlitz) und Thüringen haben einen umfangreichen Führer zu den von ihnen betreuten Schlössern, Gärten, Klöstern und Römerbauten herausgebracht. Nach dem Sturz der Monarchie 1918 kamen bedeutende Residenzen wegen der hier befindlichen immensen kulturellen Werte in Bayern und Preußen unter die Obhut spezieller Fachbehörden mit dem Ziel, den Bestand der Bauten und Anlagen zu erhalten und sie dem Publikum zu öffnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg beziehungsweise der Wiedervereinigung 1990 zogen andere Bundesländer mit der Bildung von Schlösserverwaltungen nach. Der Kunstführer enthält, versehen mit allen notwendigen Adressen, Öffnungszeiten, Führungszeiten usw., Kurzporträts von mehr als 200 Bau- und Kunstdenkmälern dieser Kategorie. Etliche der in diesem hervorragend illustrierten Kunstband beschriebenen Objekte, so die Bauten der Preußischen Schlösserstiftung in Berlin und Potsdam, die Würzburger Residenz sowie die Klöster Lorsch und Maulbronn, stehen auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Der Verlag hofft, daß die Startauflage von 30 000 Exemplaren bei Kunsttouristen gut ankommt, und bereitet schon eine weitere, verbesserte Auflage vor. In jeweils 10 000 Exemplaren kam auch die Version in englischer und französischer Sprache heraus. Die Wegleitung, so schön anzusehen und so erschwinglich sie ist, befriedigt indes nicht alle Wünsche. Vor allem der Titel, der von den “schönsten“ Schlössern in Deutschland spricht, ist vermessen. Denn es bleiben viele Bauten allerhöchster Güte nur deshalb unberücksichtigt, weil sie sich nicht in der Verfügung der Staatlichen Schlösserverwaltungen befinden, sondern kommunaler oder privater Besitz sind. Über Schlösser in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland sowie vergleichbare Anlagen in den Stadtstaaten Hamburg und Bremen findet man in dem “Deutschlandführer“ daher nichts, so daß man sich anderenorts informieren muß. Erst wenn auch diese Bundesländer eigene Verwaltungen bilden, sollen sie in einen solchen Kunstband aufgenommen werden. Deutlich wird, daß sich die einzelnen Schlösserstiftungen mit großem finanziellem Aufwand bemühen, die Bauten samt kostbaren Ausstattungen und umliegenden Gärten zu restaurieren und sie als Zeugnisse einer bewegten Vergangenheit durch ein breitgefächertes museumspädagogisches Programm und immer wieder neue Erlebnisangebote dem Publikum nahezubringen. Wie die Herausgeber betonen, würden dafür zunehmend Mittel von privater Seite gebraucht, da die Landeshaushalte angesichts wachsender Kosten zunehmend überfordert sind. Die Autoren hoffen daher, daß der Kunstführer zusätzliche Sponsorengelder mobilisiert. Neben dem Bildungs- und Erholungseffekt würde das Buch dann auch einen ganz praktischen, auf die Pflege und Mehrung der Bauten und Anlagen gerichteten Zweck erzielen.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 5/99 (c) Edition Luisenstadt, 1999
www.luise-berlin.de

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