Eine Annotation von Bernd Heimberger


Museum im Kloster: 25 Jahre Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg.

Herausgegeben vom Mitteldeutschen Verlag und den Magdeburger Museen.

Mitteldeutscher Verlag, Halle 1999, 132 S.

 

Wer weiß was von der DDR? Wer was weiß von der Deutschen Demokratischen Republik, weiß, daß die atheistisch ausgerichtete DDR durchaus was mit den entvölkerten Kirchen anzufangen verstand. Mal wurde eine Kirche zur Konzerthalle, mal zu einem Museum. Museum und Konzerthalle wurde Magdeburgs Kloster Unser Lieben Frauen - und ist es geblieben. So was kann sich Magdeburg nicht wieder nehmen lassen. Deutschland auch nicht. Aber schön der Reihe nach!

In der Nachbarschaft des Doms - und mit ihm - ist das romanische Kloster aus dem 11. Jahrhundert das Herz Magdeburgs. Während die gesamte Innenstadt der anhaltinischen Hauptstadt im Zweiten Weltkrieg in Grund und Boden gebombt wurde, überstand das kriegsgeschädigte Kloster auch die Nachkriegsgefahren. 1953 wurde das Kloster Eigentum der Reformierten Gemeinde zu Magdeburg. Die Rückkehr des Areals ins Zentrum des geistigen, kulturellen und somit öffentlichen Lebens begann, als das kulturhistorische Museum der Stadt zum Hausherrn des Gemäuers wurde und die Handwerker sich des Klosterkomplexes bemächtigten. Wie die Presse meldete, war an die Etablierung einer ständigen Sammlung von Kleinplastik gedacht. Vergleichbares gab es in der DDR nicht.

Inzwischen ist die Zeit heran und reif, das „Museum im Kloster“ zu feiern. Eine Publikation mit dem Titel und eine weitere Ausstellung werten und würdigen die „25 Jahre Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg“. 1976 als „Nationale Sammlung Kleinplastik“ eingeweiht, wurde der Ausstellungsort binnen weniger Jahre zu einem Mekka des bildhauerischen Schaffens in der DDR. Was Rang und Namen hatte im Lande, war in der Sammlung präsent. Malern und Graphikern, Keramikern, Holz-, Glas- und Textilgestaltern räumte die Ausstellungsstätte Personalausstellungen ein. Die Regsamkeit des Magdeburger Museums ermöglichte nicht nur die Ausstellungsvielfalt sowie den Auf- und Ausbau der Sammlung Kleinplastik. In knapp anderthalb Jahrzehnten erwarb sich das Museum den Status „Nationale Sammlung - Plastik der DDR“. Ein enormer Fundus, der Zukunft hat. Vitalität und Variabilität des Museums, einschließlich der integrierten Konzerthalle „Georg Philipp Telemann“, haben sich nicht erschöpft. Die Magdeburger haben also gute Gründe, ihr Jubiläum hinauszuposaunen. Auch, weil es ihnen bereits 1987 gelang, die „Mauer“ zu durchbrechen, als sie Arbeiten des Braunschweigers Jürgen Weber ausstellten. Statt mit einem protzigen Prachtband aufzutrumpfen, werben die Jubilare mit der schlichten, sachlichen, soliden Publikation „Museum im Kloster“ für sich. Der Band täuscht keine Entwicklungen und Erwartungen vor. Auf unaufdringliche Art macht eines der jüngsten und zugleich renommiertesten Kunstmuseen Deutschlands auf sich aufmerksam. Das ist was! Wer weiß das?


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 5/99 (c) Edition Luisenstadt, 1999
www.luise-berlin.de

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