Eine Annotation von Daniela Loewy-Bertz


Filastò, Nino: Die Nacht der schwarzen Rosen

Ein Avvocato Scalzi Roman.
Aus dem Italienischen von Barbara Neeb.

Aufbau-Verlag, Berlin 1999, 352 S.

 

Der Autor, Rechtsanwalt und Kenner der toskanischen Kunstszene, siedelt das Thema seines neuen Kriminalromans auch in diesem Bereich an. Selbst Italiener, läßt er seine Handlung in der wunderschönen Toskana - genauer noch in Livorno - stattfinden. Manche Eigenheiten dieser Gegend werden uns im Lauf der Lektüre so nahegebracht, daß wir, am Ende des Buches angelangt, selbstverständlich wissen, was der „Libeccio“ ist und woraus ein typisches toskanisches Festmahl besteht.

Hauptakteur des Geschehens ist der selbstbewußte, eher linke Florentiner Anwalt Corrado Scalzi. Er ist befreundet mit Guerracci Amerigo, einem Anwaltskollegen, der gerade eine recht brutale Liebesgeschichte hinter sich gebracht hat und nun in eine Fälscheraffäre um geheimnisumwobene Modigliani-Skulpturen verwickelt scheint, derentwegen ein amerikanischer Kunsthistoriker vermutlich ermordet wurde. Dritte im Bunde der „Guten“ ist Olimpia, die jugendliche, pfiffige Gehilfin und Geliebte Scalzis, die ihn, dem der Fall ziemlich zuwider ist, immer aufs neue motivieren muß, in das Geschehen einzugreifen, und die intuitiv fast immer richtig kombiniert. Mit ihrer Hilfe findet der Anwalt heraus, daß der Amerikaner James auf der Spur dieser Modigliani-Skulpturen war, die auf dunklen Wegen in den Besitz eines Schrotthändlers gelangt sind, der offensichtlich mit kriminellen Geschäftemachern im Bunde ist, die auch vor einem Mord nicht zurückschrecken. Aber handelt es sich wirklich um echte Modiglianis? Und was hatte James herausgefunden, daß man ihn umgebracht hat?

Es braucht seine Zeit, sich in diesem Roman zurechtzufinden. Kopfüber ist man in kleine Geschehnisse eingetaucht, die erst zusammengepuzzelt einen Zusammenhang ergeben. Dann, nach erfolgreichem Puzzeln, breitet sich die erhoffte Spannung und Neugierde aus auf das noch Kommende. Wer die anderen Bücher von Nino Filastò nicht kennt, für den ist seine Schreibweise gewöhnungsbedürftig, jedoch weder kompliziert noch unverständlich. Landschaftsbeschreibungen gehen Filastò so leicht von der Hand, daß der Leser Baum- und Blütendüfte geradezu einzuatmen und zu schmecken glaubt. Zeitweise zieht uns der Autor so intensiv in seine Szenen hinein, daß man sich in diesem „ambrosianischen Gefilde“ wirklich wohl fühlt und jede Leseunterbrechung ärgerlich macht.

Das erste Kapitel ist die größte Hürde, die man überwinden muß. Dialoge und Geschehen wirken anfangs zäh und recht konstruiert. Das zweite Kapitel wird fließender, und mit dem dritten Kapitel gewinnt der Leser den vollen Lesegenuß an Spannung und Unterhaltung. Die angebotenen Lösungen sind logisch, und der Schluß bleibt nicht offen.

Die Übersetzung allerdings erscheint nicht durchweg geglückt, man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß einige Worte und Sätze es nicht schaffen, die Absicht des Autors herüberzubringen. Irritierend ist auch die Namensähnlichkeit einiger Figuren (Corrado, Carruba, Guerracci).

Insgesamt aber ist das Buch - für einen geduldigen Leser - ein gut lesbarer Roman, der einem die Langeweile, so man sie hat, schnell vertreibt.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 5/99 (c) Edition Luisenstadt, 1999
www.luise-berlin.de

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