Eine Annotation von Thomas Przybilka


Berndorf, Jacques: Eifel-Jagd

Grafit Verlag, Dortmund 1998, 335 S.

 

Vom „Eifelkrimi-Guru“, dieser Ehrentitel wurde Jacques Berndorf (d. i. Michael Preute) einmal von „Der Zeit“ verliehen, liegt seit Mitte Dezember 1998 endlich wieder ein neuer Eifelkrimi vor, der die Frage aufwirft: Was haben eine Düsseldorfer Schönheit von zweifelhaftem Ruf, die ehrbare Frau eines Bauunternehmers aus der Eifel und ein ehemaliger Penner noch gemeinsam, bis auf den Umstand, daß sie innerhalb weniger Tage im Eifeler Salmwald ermordet aufgefunden werden? Die Mordfälle fordern nicht nur Siggi Baumeisters Spürsinn heraus; sie kommen ihm auch ganz recht. Dinah, seine Lebensgefährtin, hat ihn verlassen, und die - wenn auch äußerst blutigen und brutalen - Abwechslungen dieser Quasi-Hinrichtungen, lassen Baumeister mehr oder weniger hoffnungsvoll sein zertrümmertes Liebesleben vergessen. Mit Hilfe alter Freunde, Kriminalrat a. D. Rodenstock und dessen Lebensgefährtin Emma, Kommissarin bei der niederländischen Kriminalpolizei, versucht Baumeister, Journalist eines Hamburger Wochenmagazins und erfolgreicher Detektiv aus Leidenschaft, Hintergründe aufzudecken und Licht ins Dunkel der Eifelder Wälder zu bringen. Erste Erfolge stellen sich schnell ein. Fixpunkt scheint der Unternehmer Julius Brenner zu sein, der eine veritable Jagd in der Eifel unterhält.

„Jagd ist die eleganteste Form der Bestechung“, erfährt der Leser bald - wie alle seine Eifelthemen (sieben äußerst erfolgreiche Eifelkrimis bisher) hat Berndorf auch diesmal genau und penibel recherchiert. Um die Verbindung von Jagd und der Vergabe lukrativer und höchst dotierter Aufträge in der Eifel darzustellen, waren sechs Monate (mit mehr als 18000 gefahrenen Kilometern) für die Recherche notwendig. So spielt die Jagd in der Eifel z. B. eine so große Rolle, daß sie das komplette Sozialgefüge eines Eifeldorfes bestimmen kann! Berndorf, dessen Eifelkrimis inzwischen Kultstatus erreicht haben, dürfte einer der eifrigsten und besten Lobbyisten für die herb-reizvolle Eifellandschaft sein. Nicht umsonst ist Berndorf auch mit der Organisation der Eifel-Criminale ’99 betraut. Beim jährlichen Treffen des SYNDIKATs werden sich in diesem Jahr mehr als 80 Autoren der deutschen Kriminalschriftstellervereinigung im Eifelstädtchen Daun treffen. Und, auch dies sei angemerkt und hervorgehoben, die Gesamtauflage seiner seit 1989 im Grafit Verlag erschienenen Krimis beträgt derzeit 400 000 Exemplare!

„Heimatkrimi“ im allerbesten Sinne des Wortes, diese neue Definition erlaube ich mir für Berndorfs im unverwechselbaren Duktus geschriebene „Regiokrimis“ einzubringen.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 5/99 (c) Edition Luisenstadt, 1999
www.luise-berlin.de

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