Eine Rezension von Thomas Przybilka


Kunst & Mord

Federico Zeri / Carmen Iarrera: Die Fälscher

Claassen Verlag, Hildesheim 1998, 272 S.

 

Autorenpaare, die gemeinsam Kriminalromane schreiben, sind in der Regel im Genre mehr als bewandert, da dies ein schwieriges Unterfangen ist. Zudem sind diese Schreib-Duos meistens auch gleichaltrig, so daß Stil und Ton kompatibel sind. Die Erfahrung lehrt, daß es aber zu jeder Regel auch eine Ausnahme gibt. In diesem Fall eine höchst erfreuliche Ausnahme, ist doch mit Die Fälscher von Carmen Iarrera und Federico Zeri ein veritabler Kunst-Krimi aus der Zusammenarbeit eines, in der Tat, ungleichen Paares entstanden.

Die römische Kirche San Giacinto alle Fontanelle gibt zur erfolgreichen Beendigung der Restaurierung eines neuentdeckten Freskos aus dem 15. Jahrhundert einen Empfang für die Spitzen der römischen Gesellschaft und für führende Vertreter der italienischen Kunstwelt. Mißlich nur, daß dieser glanzvolle Abschluß der Restaurierungsarbeiten durch einen blutigen Mord mehr als getrübt wird. Die Kunsthistorikerin Isabella De Gherarducci wird in der Sakristei der Kirche mit einem Messer in der Brust tot aufgefunden. Der ebenso schönen wie skrupellosen Kunsthistorikerin war es binnen kürzester Zeit gelungen, mit ihren Expertisen eine steile Karriere in der römischen Kunstszene zu machen. Ein Weg, auf dem sie sich allerdings auch sehr viele Feinde machte. Nicht nur die finanzkräftigen Sammler (mit oder ohne Schwarzgeld in ihren Tresoren), Mitglieder des römischen Hochadels sind verdächtig, auch der Pfarrer von San Giacinto scheint einiges verbergen zu wollen. Die Ermittlungsarbeiten von Staatsanwalt Carrado Blasi und Polizeioffizier Maresciallo Marulla sind alles andere als einfach. Ganz offensichtlich hat Isabella De Gherarducci Förderer, Mäzene und Antiquitätenhändler nicht nur schamlos ausgenutzt oder massiv vor den Kopf gestoßen, sondern sich auch in gefährliche Erpressungsspielchen eingelassen.

Wen aus der italienischen Kunstszene wundert es also, daß ihr Leben abrupt enden mußte? Die Versuche der Beteiligten allerdings, die Ermittler durch Ansehen oder Vermögen zu beeindrucken, mehr noch, deren Arbeit teilweise zu sabotieren, gleiten an Staatsanwalt und Polizeioffizier ergebnislos ab.

Die Zusammenarbeit der jungen Carmen Iarrera mit Federico Zeri, dem 77jährigen (im Oktober 1998 verstorbenen) Doyen der italienischen Kunstkritik, sorgte in Italien für erhebliches Aufsehen. Iarrera, bekannte Kriminalschriftstellerin und zugleich Italiens einzige Autorin von Spionageromanen, und dem international anerkannten Kunstkritiker ist es gelungen, einen spannungsreichen Krimi aus dem Kunstmilieu mit gut entwickeltem Plot und reichem, für die Leser sowohl vergnüglichen wie informativen Insiderwissen über die Kunstszene, und die Tricks und Falschinformationen der internationalen Fälschergilde zu schreiben.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 4/99 (c) Edition Luisenstadt, 1999
www.luise-berlin.de

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