Eine Annotation von Hans-Joachim Jahn


Schnitter, Daniela/Schnitter, Helmut: Feldherren und Kriegsgelehrte

Porträts aus drei Jahrhunderten.

Fides Verlags- und Veranstaltungsgesellschaft, Berlin 1997, 192 S., 21 Abb., 6 Schemata

 

Die Autoren stellen in diesem Band Feldherren und „Kriegsgelehrte“ der frühen Neuzeit vor und greifen damit einen Teil des militärhistorischen Erbes deutscher Geschichte auf.

Wer waren Ott von Echterdingen, Daniel Speckle und Johann Jacob von Wallhausen? Mit welchen Schriften trugen sich Herzog Albrecht von Preußen, Moritz von Sachsen und Johann Wilhelm von Archenholtz in die Annalen der Militärhistoriographie ein - Fragen, auf die die Autoren auf profunder Sachkenntnis beruhende Antworten geben.

Eine eigenartige Faszination geht von manchen dieser Kriegspraktiker und -gelehrten aus, die als gebildete Männer ihrer Zeit wohl um die Unwägbarkeiten, Risiken und die Folgen eines jeden Krieges wußten, die aber gleichzeitig mit ihrem Wirken und ihrer Feder die Fürstenarmeen stärkten und nach Methoden einer siegreichen Kriegführung suchten.

Präsentiert werden ganz bewußt Persönlichkeiten, die auf unterschiedlichen Sprossen der Rangleiter standen - in der Mehrzahl Militärs aus der zweiten und dritten Reihe -, die nicht so populär und bekannt waren wie die damaligen Kriegsgötter“ und „Meister des Mars“ Prinz Eugen von Savoyen oder Friedrich II. von Preußen. Die von den Autoren ausgewählten „Kriegsmänner“ (Michael Ott von Echterdingen, Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach, Reinhard Graf zu Solms, Lazarus von Schwendi, Daniel Speckle, Landgraf Moritz von Hessen, Hannß Friedrich von Fleming, Moritz Graf von Sachsen, Prinz Heinrich von Preußen, Ferdinand Friedrich von Nicolai, Jakob Mauvillon, Johann Wilhelm von Archenholtz, Georg Heinrich von Berenhorst) beeinflußten aber gleichwohl nachhaltig das Militär und das militärische Denken über Krieg, Armee und Gesellschaft in ihrer Zeit und hinterließen geistige Spuren, die bis in unsere Zeit reichen. Es handelte sich im wesentlichen um Militärs aus Fürstenhäusern, aus dem Landadel und aus bürgerlichen Kreisen, die Bausteine der Kriegskunst rubrizierten und systematisierten. Sie hinterließen militärische Arbeiten und förderten das militärische Bildungswesen ihrer Zeit.

Auszüge aus den militärtheoretischen Hauptwerken der vorgestellten Feldherren und Kriegsgelehrten erhöhen ebenso die Anschaulichkeit der Darstellung wie die beigefügten Skizzen verschiedener militärischer Formationen, Marsch- und Schlachtordnungen und einer Befestigungsanlage.

Historische Porträts und Abbildungen aus dem Militärleben der Zeit machen den Band nicht nur für Liebhaber und Spezialisten der Militärgeschichte zu einer anregenden Lektüre. Auch wer sich mit dem biographischen Genre der Militärgeschichtsschreibung befaßt, erhält im Nachwort vielfältige Informationen über die Entwicklung und die Grenzen dieses Genres in der DDR, das von differenzierten politischen und theoretisch-ideologischen Axiomen geprägt war.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 4/99 (c) Edition Luisenstadt, 1999
www.luise-berlin.de

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