Eine Annotation von Bernd Heimberger


Schirmer, Lisa: Carl Spitzweg

E.A. Seemann Verlag, Leipzig 1998, 48 S., 91 Abb.

 

Wie das Leben nach dem Tode so spielt! Carl Spitzweg und Christian Morgenstern ruhen nicht weit voneinander entfernt auf dem Münchner Südfriedhof. Gemeinsam ist Spitzweg und Morgenstern auch, daß sie Maler waren. Wie bitte? Wer kennt denn einen Maler Christian Morgenstern? Wer an Christian Morgenstern denkt, denkt an den Dichter gleichen Namens. Der war der Enkel des Malers. In der Art des Enkels seines Kollegen verfaßte Spitzweg witzige Verse, die beim Publikum weit weniger bekannt sind als seine Bilder. So spielt das Leben!

Mit den Bildern des Münchner Malers läßt sich auch 113 Jahre nach seinem Tode noch immer auch ein gutes Buchgeschäft machen. Es bedarf keiner großen Anstrengungen, wie der wiederaufgelegte Carl-Spitzweg-Band des Leipziger E.A. Seemann Verlages beweist. Die wegen ihrer differenzierenden Lichtigkeit nicht leicht zu reproduzierenden Bilder werden in einem verfälschenden gelb-roten Ton wiedergegeben, der nicht den Originalen entspricht. In den Gemälden des Carl Spitzweg ist viel von der Macht und den Möglichkeiten des vielfarbigen Grüns. - Aber ach, wer wird sich beim Betrachten der Bilder die Idylle stehlen lassen? Selbst, wenn die gar nicht mal so idyllisch ist und schon gar nicht ideal vermittelt. Abgesehen vom Preis!


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 4/99 (c) Edition Luisenstadt, 1999
www.luise-berlin.de

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