Eine Annotation von Bernd Heimberger


Kadatz, Hans-Joachim / Murza, Gerhard: Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff

E. A. Seemann Verlag, Leipzig 1998, 352 S.

 

Zu selten wird die Architektur Berlins beachtet, sobald die Geschichte Berlins betrachtet, begutachtet, beurteilt wird. Das gilt ebenso für Potsdam. Die Geschichte Berlins und Potsdams, das heißt Preußens, die trotz ihrer Unstimmigkeit und Uneinheitlichkeit durchaus genug Stimmiges und Einheitliches hatte, ist am sichtbarsten in der Architektur, die keine Zeit zerstörte, die alle Zeiten pflegte. Also sind auch die Bauwerke Knobelsdorffs, der Schinkel zwei Generationen vorausging, mehr als Architektur und Architekturgeschichte. Dessen Name, Vorname, Werke wer kennt? Genügt das Stichwort: Sans-Souci? Aha, nicht wahr! Wer aber weiß auf Anhieb, daß Knobelsdorff Georg Wenzeslaus hieß und von Adel war wie sein Bauherr, dem er treu, ergeben und erfolgreich diente - Friedrich II.? Der hat’s geschafft, daß an ihn als Schöpfer von Sans-Souci eher gedacht wird als an den Architekten. Der hat dem Preußenmonarchen manches architektonische Stück mundgerecht serviert. Schloß Rheinsberg, das Stadtschloß Potsdams, Schloß Charlottenburg, die Staatsoper Unter den Linden.

Schlüter und Schinkel ausgenommen, hat niemand so bleibend das architektonische Bild der Region bestimmt wie Knobelsdorff. Ehe er in die Einflußsphäre der Neuruppiner und Rheinsberger Gesinnungsgenossen des Kronprinzen Friedrich geriet, war er auf dem Wege in eine militärische Laufbahn. Was bestimmend wurde für den Baumeister ist zu sehen. Nicht nur im Raum Berlin. Auch in dem immer weiterentwickelten Knobelsdorff-Buch des Architekturhistorikers Hans-Joachim Kadatz und des Fotografen Gerhard Murza. In mehrfachem Sinne ein vielfarbiges Buch, ist es eine beispielhafte, bildhafte Knobelsdorff-Biographie. Von der schon mal gedacht wurde: Besser geht’s kaum. Irrtum! Gesichert ist: Einen besseren spätbarocken Baumeister als Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff bekommen wir garantiert nicht. In den schönen Teilen ist das Buch ein schönes Sans-Souci-Buch!


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 4/99 (c) Edition Luisenstadt, 1999
www.luise-berlin.de

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