Eine Annotation von Bernd Heimberger


Mählert, Ulrich: Kleine Geschichte der DDR

Verlag C. H. Beck, München 1998, 208 S.

 

Wann wird die „Große Geschichte“ der kleinen DDR geschrieben? Kleinliche Geschichten der DDR sind genug geschrieben. Eine weitere Kleine Geschichte der DDR verfaßte der 1968 geborene Historiker Ulrich Mählert. Er ist ein fleißiger Leser, der sich wacker mit Bergen von Papier abrackerte, um keine papierne DDR-Historie zu offerieren. Gemäß seiner akademischen Profession ist Mählerts Abriß eine popularisierte Promotionsschrift. Entsprechend gegliedert, gibt er in sechs Kapiteln eine grobe Übersicht über die Jahrzehnte der DDR. Die einzelnen Abschnitte der Kapitel bereiten den gesamten Katalog der Klischees von der DDR auf. Vom „Demokratischen Neuanfang?“ wird der Bogen bis zum Finale, also „Von der ,Wende‘ zum Ende“ geschlagen. In der kurz und klein geratenen „Geschichte der DDR“ wird alles, so gut es eben geht, verkürzt und vereinfacht. Wenn über das „Recht auf Bildung“ geredet wird und darüber, „daß die DDR von rechtsstaatlichen Grundsätzen weit entfernt war“. Wenn von „innerpolitischem Wetterwechsel“, „bescheidenem Wohlstand in den Wohnstuben“, „einer Art Staatsbewußtsein“, „sozialen Errungenschaften“, „zunehmender Zustimmung ... größerer Teile der Bevölkerung“ gesprochen wird. Wenn gesagt wird, daß die DDRler, nach der Liquidierung des „Prager Frühlings“ im August 1968, „vor den Trümmern ihrer Hoffnungen und Ideale“ standen. Die Zitate stammen aus dem nur vierseitigen Abschnitt „Modernisierungsbemühungen“. Seiten später wird eine „Aufbruchstimmung“ in der DDR der frühen siebziger Jahre diagnostiziert. Wer DDR-Wirklichkeit er- und gelebt hat, wird mit Erstaunen von derart gravierenden Auf- und Abschwüngen hören wie von der Tatsache, Teil der Politik von „Zuckerbrot und Peitsche“ gewesen zu sein, mit der das „SED-Regime“ Land und Leute dirigierte. Der Autor hat die gesammelten Klischees nicht nur ausgeschüttet, er hat sie mit knappen Verallgemeinerungen breitgetreten.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 3/99 (c) Edition Luisenstadt, 1999
www.luise-berlin.de

zurück zur vorherigen Seite