Eine Annotation von Bernd Heimberger

Schon, Jenny (Hrsg.):

Die Bonner kommen!

Jaron Verlag, Berlin 1998, 120 S.

Der Berliner ist kein Hasenfuß. Er nimmt nicht Reißaus, wenn nun auch die Rheinländer anrücken. Der Berliner ist nicht plemplem. Er schreit nicht erschrocken: Hilfe, die Bonner kommen! Der Berliner ist nicht unachtsam. Er pfeift anerkennend durch die Zähne, wenn die Auswärtigen über’n Asphalt stolpern wie die Kuh über die Verladerampe.

Eingereiste, eingemeindete Berliner wissen aus leid- und lustvoller Erfahrung, wie schnell man mit dem Arsch auf dem Asphalt von Spree-Athen landet. Was sagt, die Stadt, die Berlin heißt, muß man von Grund auf kennenlernen. Was sagt, die Stadt, die Berlin heißt, ist was für Leute, die’s verstehen, sich selbst aufzuraffen. Die meisten Autoren machen da keine Ausnahme, die den heran- und hereinstolpernden Bonnern entgegenkommen. Man muß nicht behaupten mit offenen Armen. Aber doch mit hingereichter Hand. Die großzügige Geste nennen die Herausgeber des Bandes „Die Bonner kommen!“ ohne heimtückische Hintergedanken eine „Satirische Lebenshilfe für Berliner und solche, die es werden wollen“. Vertrauenerweckend kann für alle potentiellen Leser die Tatsache sein, daß die meisten Verfasser der vor-zwischen-hintersinnigen Kurztexte angelernte Berliner sind. Die Zuzügler können sich den Zeilen getrost anvertrauen.

Mit Immer-nur-lächeln, Schmusi-Bussi, Küß-die-Hand ist in Berlin keen Blumentopp zu gewinnen. Berlin sagt nicht Bitte, sagt nicht Danke. Berlin knufft. Auch Bonner, die von Berlinern geknufft werden, können sich als Aufgenommene, Angenommene betrachten. Können Bonn als Episode in ihrer Biographie abhaken. Glooben Se nich? Testen Sie die Texte der zugelaufenen Autoren, die hemmungslos bekennen, Berliner zu sein, und nicht mit einer Silbe daran denken, einen einzigen Bonner ans Bein zu pinkeln. „Nur Mut liebe Bonner“, „Willkommen, liebe Bonner“! ruft einer der Schreiber den Vergatterten zu, der seinen Lebenslauf in Schleswig-Holstein begann. - Früher oder später kommt in Berlin sowieso jeder gern auf den Hund. Auch die Bonner, die dann schon keine astreinen Bonner mehr sind.

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