Eine Belletristik-Annotation von Maria Careg


Allyn, Doug:

Schwarzwasser

Thriller. Aus dem Amerikanischen von Veronika Dünninger.

Ullstein Verlag, Berlin 1998, 272 S.

Schwarz wie die Nacht ist das Wasser, in dem Michelle Mitchel, genannt Mitch, ein in einem rasenden Flußlauf versunkenes Autowrack untersuchen muß. Als geübte ehemalige Berufstaucherin bereitet ihr diese Hilfestellung für die Polizei trotz der Gefahr sogar Vergnügen. Sie konnte ja nicht ahnen, was diese Entdeckung für Weiterungen nach sich ziehen sollte. Mitch erkennt einen der Zuschauer bei der Bergung als den Benutzer des Wagens, muß aber feststellen, daß es sich um Ray, den Bruder des nunmehr verschollenen Jimmy Calderon, handelt. Ray ist - im Gegensatz zu allen übrigen - davon überzeugt, daß sein Bruder ermordet wurde, war dieser doch bei seiner Suche nach seinem Vater im Hause der reichsten und mächtigsten Familie des Ortes gelandet. Es ergeben sich so viele Mordmotive und Verdächtige wie Familienmitglieder. Ray ist als ehemaliger Navy-Offizier furchtlos und beharrlich und bringt durch seine fortgesetzten Recherchen schließlich nicht nur sich selbst, sondern auch Mitch in Lebensgefahr, wodurch die sich leise, aber stetig zwischen beiden entwickelnde Liebesgeschichte vorerst zu einem unschönen Ende verurteilt ist. „Ray fiel einiges an mir auf, neue Ohrringe, eine Folklorebluse, eigentlich alles. Und ich lernte ebenfalls, ein bißchen mehr in ihm zu lesen. Hinter seiner scheinbar hölzernen Maske verbarg sich ein einzigartiger, trockener Humor. Und ich spürte, welche Form unsere Beziehung vielleicht annehmen würde, aufgebaut auf Respekt und die richtige Chemie. Keiner von uns versuchte, die Dinge zu überstürzen - wir waren beide keine Kinder mehr, und wir waren beide ein wenig konfliktscheu -, aber irgend etwas Gutes fand zwischen uns statt, und wir wußten es beide. Wir waren Freunde, Verbündete, die vielleicht, mit der Zeit, auch Liebende werden würden. Dessen war ich mir sicher. Aber dann geschah auf einmal zu viel. Und zu schnell.“

Der Plot ist im wesentlichen stimmig, die Handlung ist spannend, aber ohne Hast, die Gestalten sind, unabhängig von ihren sexuellen Vorlieben, differenziert und einfühlsam gestaltet. Die Liebesgeschichte ist wunderbar warmherzig und zurückhaltend beschrieben jenseits aller Schlüssellochguckerei. Es lohnt sich, dieses Buch zu lesen.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 1/99 (c) Edition Luisenstadt, 1999
www.luise-berlin.de

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