Eine Annotation von Christa Neumann


Baker, John:

Voll erwischt

rororo thriller 43260.

Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 1998, 267 S.

Norman Bunce, ein wegen zahlreicher Bluttaten verurteilter Gewaltverbrecher, nutzt die Gunst der Stunde. Beim Überfall auf einen Gefangenentransporter, in dem er sich befindet, als ein anderer Häftling befreit wird, gelingt es auch ihm zu fliehen. Sein Fluchtweg führt von Dartmoor über Bristol, mehrere englische Kleinstädte und Manchester nach York. Da er zur Tarnung immer wieder neue Kleidung, Autos und Geld benötigt, beschafft er sich dieselben, indem er hemmungslos mordet und stiehlt. In York vermutet er seine alte Liebe Selina, genannt Schneewittchen, an der er sich grausam rächen will. Er beauftragt die gerade gegründete Detektei Sam Turner mit der Suche nach ihr.

Obwohl Sam der unsympathische Auftraggeber von vornherein suspekt erscheint, nimmt er den Job an, da er nicht gerade in Aufträgen schwimmt. Während der Recherchen wird ihm und seinen Mitarbeitern bald klar, daß mit Norman Brown, wie er sich nennt, etwas nicht stimmt, und sie beginnen ihn zu beobachten. In der Stadt herrscht inzwischen Panik, da kurz hintereinander zwei brutale Doppelmorde geschehen, die Polizei und Bevölkerung in Atem halten. Bei einem dieser Gemetzel - scheinbar ohne erkennbares Motiv - wird auch Gus ermordet, ein Freund Sams, von ihm mit der Beschattung Normans beauftragt. Jetzt geht es für die Detektei nur noch darum, den Täter zu finden. Sichere Indizien deuten darauf hin, daß „Mr. Brown“ und der Doppelmörder ein und dieselbe Person sind. Es beginnt ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel, in dem es darauf ankommt, schneller zu sein als die um sich mordende Zeitbombe in Menschengestalt.

Neben dem gut strukturierten und aktionsreichen Handlungsverlauf beschreibt der Autor anschaulich die Persönlichkeitsbilder der Hauptakteure - einerseits den Killer, ein gefährlicher Psychopath, bei dem Sexualität gepaart ist mit hemmungsloser Gewaltbereitschaft, und andererseits den sympathischen Sam Turner, Chef der Detektei. Störend wirkt allerdings, daß die Sprache extrem obszön ist. Auch wenn es in diesem Genre üblich ist, niedrigste Verbrechen in allen Einzelheiten zu schildern, muß dies sicher nicht in solch vulgärer Art und Weise sein. Alles in allem ein an Dramatik und Spannung reicher Thriller für ganz hartgesottene Fans; aber wirklich nur für solche, die die durchgehend benutzte Fäkaliensprache ertragen können und auch wollen.


(c) Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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