Eine Annotation von Hildrud Friedrich


Heiduczek, Werner:

Vom Hahn, der auszog, Hofmarschall zu werden

Illustriert von Karel Franta.
Edition Bücherbär im Arena Verlag, Würzburg 1996, unpaginiert.

 

„Es war einmal ein Hahn, der rief jeden Morgen den neuen Tag aus. Aber irgendwann war ihm das unter seiner Würde. Er, der stolzeste und schönste Hahn auf dem Dorfmist! Also beschloß er, zum König von Spanien zu ziehen, um dessen Hofmarschall zu werden. Und niemand, nicht einmal sein treues Huhn, konnte ihn davon abhalten. So beginnt eine abenteuerliche Reise ...“

Der Text dieses bezaubernden Kinderbuches, für das sich auch Erwachsene begeistern können, stammt von Werner Heiduczek. 1926 geboren, in Leipzig lebend, ist er nicht nur ein bedeutender Romancier und Essayist, sondern sein Schaffen verzeichnet auch Kunstmärchen für Kinder und Erwachsene, Neuerzählungen der schönsten Sagen, Adaptionen aus der klassischen Literatur und Nachdichtungen aus den Mythologien der Völker.

Der besondere Reiz dieses Buches entsteht durch die meisterhaften Illustrationen von Karel Franta. 1928 geboren, studierte er Grafik und bildende Kunst in Prag. Er ist einer der renommiertesten tschechischen Buchkünstler und über die Grenzen seines Landes hinaus bekannt. Zahlreiche Ausstellungen seiner Werke waren u. a. in Prag, Bologna, Tokio, Barcelona, Mexico City und New York zu sehen. Satte, kräftige Farben kennzeichnen die Tiere, die Menschen und die spanische Landschaft.

Eine Kindergärtnerin aus dem brandenburgischen Sadenbeck las ihren Hortkindern (8 Jahre alt) die Geschichte Vom Hahn, der auszog, Hofmarschall zu werden, vor. Sie schreibt: „... Gleichzeitig sahen sie die Bilder. Begeistert folgten sie der Handlung, zeitweise brauchte ich nicht vorlesen, da sie aus den Bildern den weiteren Verlauf nennen konnten. - Die Bilder sind für die achtjährigen Kinder ansprechend, und der Text ist verständlich. Ein Aufhören kam nicht in Frage, da sie das Ende der Geschichte hören wollten. - Die Eitelkeit des Hahnes wurde sofort erkannt und als schlechte Eigenschaft eingeschätzt. Die Henne verdiente sich mit ihrem stillen Dulden und ihrer stetigen Sorge die Bewunderung der Kinder. Einige staunten über die unendliche Geduld dieses Huhnes. - Die Geschichte ging gut aus. Dies erfreute die Kinder und schloß den Spannungsbogen des Märchens. Der Hahn sah endlich seine Fehler ein. Dies wirkt auch erzieherisch auf Kinder in diesem Alter, denn sie orientieren sich bei der Auswahl ihrer Freunde oft noch an Äußerlichkeiten.“

Und so endet das Märchen für den Hahn und die Henne, für die Kinder und Erwachsenen, wie so viele Märchen enden: „Jeden Morgen, bevor die Sonne aufging, stieg der Hahn wieder von seiner Leiter, reckte den Hals und kündigte den Tag an. Das Huhn brütete ihm viele Küken aus, und der Hahn scharrte den ganzen Tag nach Körnern, um die Seinen satt zu machen. Und ein jeder, der ihn sah, freute sich über das schöne Tier.“


© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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