Eine Belletristik-Annotation von Lili Hennry

Ritter, Christine:

Diesen Mann oder keinen!

Roman.

Ullstein Verlag, Berlin 1998, 271 S.

 

Lessly Wegener ist die mit weitreichenden Vollmachten ausgestattete Einkäuferin eines renommierten Münchner Modehauses für die Schönen und Reichen. Sie ist jung, dynamisch und erfolgreich, liebt die Welt in der sie arbeitet, auch wenn sie sich manchmal darüber beklagt, daß nur der äußere Schein zähle. Gewissermaßen als Kontrapunkt dazu trifft sie eines Tages im Stau auf Ruven, einen jungen Mann - ein Schrank mit AfroLook-Frisur, spontan, stürmisch, zärtlich und besitzergreifend. Sie läßt sich gern von ihm umwerben, rasch wird die Beziehung enger. Auf einem geschäftlichen Kurztrip nach Paris lernt sie allerdings Felix kennen, einen erfolgreichen Maler, der unter anderem für ein berühmtes Modehaus arbeitet. Ihrer beider Beziehung entwickelt sich noch rasanter, geht auf beiden Seiten ziemlich tief, bricht jedoch ab, als Felix Lessly spontan nach wenigen Tagen des Kennenlernens einen Heiratsantrag macht. Lessly braucht Zeit und enttäuscht Felix damit so tief, daß er vor ihr und seinen Gefühlen bis nach Kapstadt fliehen wird.

Nach der Rückkehr von Paris und Florenz widmet sie sich wieder ihren normalen Aufgaben, wird aber unerwartet zur Geschäftsführerin ernannt und muß nun den Laden allein führen. Ruven, der mit Vorliebe in jedes Fettnäpfchen tappt, „um sich anschließend wie ein Olympiasieger freizuschwimmen“, meldet sich wieder bei ihr und ihre eruptive Beziehung beginnt von neuem. Nach dem sie, mit Rücksicht auf ihren Job, sein Müllmann-Outfit umgewandelt hat in einen smarten Dressman-Look, was Ruven mit Begeisterung geschehen läßt, läuft es wie auf Schienen: Schwangerschaft - Hausstand - Hochzeit. Leider wird das Kind bei der Geburt sterben und Ruven, der nur ein Schönwetter-Gatte ist, Lessly im Stich lassen. Freund Wolfgang, ein Arzt, kümmert sich rührend um die Schwangere und später um die trauernde Mutter, ihm wird sie nach Afrika folgen, um dort das Trauma zu verarbeiten. Das elternlose Afrikaner-Kind Naomi gibt ihr schließlich neuen Lebensmut, Lessly adoptiert es. Ganz nebenbei startet sie in Windeseile eine neue Karriere als Malerin, kommt (Beziehungen sind eben alles) bei der Kunstkritik gut an und trifft Felix wieder, der immer noch einen Platz in ihrem Herzen hat ...

Das oberflächlich dahinplätschernde Buch, das einer streng linearen Handlung folgt, die erst mit dem Tod des Kindes einigen Tiefgang (auch sprachlich) gewinnt, liest sich locker und problemlos, daß es allerdings der „perfekte Trendroman“ ist, von dem der Klappentext fabuliert, wage ich zu bezweifeln.


© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

zurück zur vorherigen Seite