Eine Annotation von Klaus Ziermann

Geppert, Dominik:

Störmanöver

Das „Manifest der Opposition“ und die Schließung des Ost-Berliner „Spiegel“-Büros im Januar 1978.

Reihe: Forschungen zur DDR-Gesellschaft.

Christoph Links Verlag, Berlin 1996, 207 S.

 

Es war vor nunmehr zwanzig Jahren, als in die nachweihnachtliche Behaglichkeit der Jahreswende 1977/78 ein publizistischer Paukenschlag platzte: „Am 2. Januar 1978 veröffentlichte ,Der Spiegel‘ unter der Überschrift ,Wir sind gegen die Einparteien-Diktatur‘ den ersten Teil eines Textes, in dem ein ,Bund Demokratischer Kommunisten Deutschlands‘ die Politik der SED-Spitze um Erich Honecker heftig kritisierte, Reformen in der DDR verlangte und die Wiedervereinigung Deutschlands forderte. Die Redaktion bezeichnete das Papier als ,Manifest der ersten organisierten Opposition in der DDR‘. Die Verfasser, die auf Anonymität Wert legten, seien ,mittlere und höhere SED-Funktionäre‘. Eine Woche später erschien der zweite Teil der Schrift. Unter dem Titel ,Korruption, wohin man blickt‘ enthielt er schwere persönliche Anschuldigungen gegen den Führungszirkel der SED.“ (S. 7)

Erich Honecker und die SED-Spitze reagierten damals ungewöhnlich heftig: Sie verweigerten dem neuen Ost-Berliner Korrespondenten des Hamburger Nachrichtenmagazins die bereits zugesagte Akkreditierung, ließen das „Spiegel“-Büro schließen und stellten den Bezug der Zeitschrift für DDR-Sperrbibliotheken eine Zeitlang völlig ein.

Nun hat Dominik Geppert die Vorgänge wissenschaftlich fundiert aufgearbeitet. „Honeckers DDR in der Krise“, „Das ,Manifest‘ im ,Spiegel‘“, „Die Reaktion der SED“, „Die Reaktionen in der Bundesrepublik“, „Die Suche nach den Verfassern“ und „Das ,Manifest‘ in der Geschichte der DDR-Opposition“ sind die wichtigsten Gesichtspunkte, nach denen die Ereignisse geordnet und erforscht werden. Der wissenschaftliche Neuwert ergibt sich einerseits aus der genauen Aufklärung der Motive und Gründe, die zu dieser aufsehenerregenden Aktion führten; andererseits aus der Lüftung des Geheimnisses, wer alles hinter Hermann von Berg - dem Professor der Humboldt-Universität - stand und am Zustandekommen des „Manifestes“ mitwirkte. (S.122 ff.) Interessante Aspekte ergeben sich ferner aus der Einordnung der Aktion in die verschiedenen Oppositionsbestrebungen innerhalb der SED.

Im Anhang kann der Wortlaut des „Manifests“ nachgelesen werden.


© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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