Eine Rezension von Max Reizmann

Ein Sach- und Fachbuch vom Allerfeinsten

Hans-Helmut Röhring: Wie ein Buch ensteht - Einführung in den modernen Buchverlag

Primus Verlag, Darmstadt 1997, 6. aktual. und erw. Auflage, 228 S.

Da kommt ein Endfünfziger daher, der sich theoretisch und praktisch als Kenner des Metiers ausweist - erst Diplom Politologe und Wissenschaftlicher Assistent an den Universitäten Hamburg und München, später Verlagslektor, seit 1980 Verlagsleiter war und seit 1984 selbstständiger Verleger ist -, und faßt zu einem Sach- und Fachbuch zusammen, was er seit 1978 in den Lektoren-Seminaren an den Schulen des Deutschen Buchhandels in Frankfurt am Main gelehrt und an junge Kollegen weitergegeben hat. Es wird in die Verlagslandschaft der Bundesrepublik Deutschland, die Organisationsstruktur des modernen, das Berufsbild des Lektors eingeführt, der Frage nachgegangen, wie ein Buch entsteht, das Urheber- und Verlagsrecht interpretiert, die Manuskriptbearbeitung, Lektoren und Computer, Informationstexte und Titelschutz besprochen, die Buchherstellung, die Buchkalkulation, Verkauf und Vertrieb, die Werbung für Bücher, die Pressearbeit, das Lizenzgeschäft und die Programmpolitik durchgegangen - und am Ende hält man einen Knüller in der Hand, in dem kein Wort zu viel und zu wenig steht. Ein Anhang - unter anderem mit Preisbindungsrevers, praktischen Beispielen für Buchgestaltung, Rechnungsformularen, Kalkulationsschemata, dem Fusionsvertrag über die Vereinigung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig und des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels Frankfurt am Main, mit einem Literaturverzeichnis und einem Sachregister - tut ein übriges, den Nutzwert des Buches zu erhöhen. An Wissen, das man beherrschen muß, um auf dem gegenwärtigen deutschen Buchmarkt mitreden, seine strukturellen Veränderungen beurteilen und sich ein Urteil über die vielfältigen Aufgaben eines modernen Buchverlags leisten zu können, fehlt meines Erachtens nichts. Hans-Helmut Röhring besitzt die Gabe, alles mit wenigen Sätzen überzeugend und glaubwürdig auf den Punkt zu bringen. Das erspart ihm Gerede. Stutzig machte mich zuerst sein Herangehen an die Verlagslandschaft der Bundesrepublik Deutschland in den neunziger Jahren unter drei Aspekten: „1.Die Situation in der ,alten‘ BRD. 2. Die Situation in den neuen Bundesländern. 3.Die Rahmenbedingungen des Buchmarktes der neunziger Jahre.“ Warum spricht er eigentlich nicht nachdrücklich vom „wiedervereinten deutschen Buchmarkt“? wollte ich schon kritisch anmerken. Aber da merkte ich beim Lesen, daß er recht hat, und es noch ziemlich große Unterschiede, wenn nicht gar innerdeutsche Profitgrenzen und -hürden zwischen alten und neuen Bundesländern gibt. Nicht einmal 3 Prozent steuern die Neuen zur jährlich Titelproduktion bei, ganze 2,6 Prozent des Umsatzes auf dem gesamtdeutschen Buchmarkt erwirtschaften sie. Da mußte ich Hans-Helmut Röhring zustimmen, ob ich wollte oder nicht.

Ansonsten fand ich an diesem Buch nichts zu kritisieren und zu bekritteln, sondern nur Lobenswertes.


© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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