Eine Rezension von Jutta Aschenbrenner

Viel Wissenswertes für Familien und Kinder

Anne Stabrey: Das große Berlin für kleine Leute

Band 1: Berlin rund um's Baby.
Band 2: Berlin von 4-14.
STADTWEGE Verlag, Köln 1996, 255 S. und 256 S.

Wie schon der Titel aussagt, soll die zweibändige Ausgabe Das große Berlin für kleine Leute eine Art „Wegweiser“ für das Leben mit Kindern in Deutschlands Hauptstadt sein. Die Autorin und ihre vielen Helfer halten, was sie versprechen. Das kann der Leser bereits beim bloßen Durchblättern der Bände Berlin rund um's Baby und Berlin von 4-14 erkennen. Denn die vom STADTWEGE Verlag herausgegebenen Wegweiser für Kinder in Großstädten wie Köln, Hamburg, München und nun auch Berlin sind ein gelungener Mix aus Sachbuch, Ratgeber, Nachschlagewerk, Behördenspiegel, Reiseführer und Adreßbuch. Ein Kompliment schon an dieser Stelle an die Autorin Anne Stabrey, Journalistin und selbst Mutter einer Tochter, sowie an das Redaktionsteam für die sorgfältigen und umfassenden Recherchen und die übersichtliche Darstellung der einzelnen Sachbereiche. Eine wahre Fülle von für Mütter, Väter, Großeltern und andere Erziehende wichtigen Daten und Fakten enthält dieser Familienratgeber. Er bringt urbanes Leben der Großstadt Berlin auf den Punkt.

Band 1 beschäftigt sich speziell mit Themen wie Schwangerschaft, Geburt, Gesundheit, Betreuung des Kleinkindes und gemeinsame Freizeit sowie mit Rechtsfragen und Versicherungen. Ohne großes Suchen können nun junge Eltern oder solche, die es gerade werden wollen, erfahren, welche Geburtsvorbereitungskurse und Hebammen es in den Stadtbezirken gibt. Übersichten über Entbindungskliniken und eine Checkliste helfen bei der Klinikauswahl. Ebenso übersichtlich ist aufgelistet, welche Behörden (Standesamt, Versicherung, Finanzamt usw.) in welchem Zeitraum über die Geburt des Kindes zu informieren sind. Es wird darauf verwiesen, daß die in allen 23 Bezirken ansässigen Bürgerberatungsstellen bei Bedarf Hilfe beim Bewältigen des „Papierkrieges“ leisten.

Im Wegweiser werden auch viele gute Ratschläge zur Babyerstausstattung gegeben. Da gibt es Adressen von Babysitter-Vermittlungen und von Frauenzentren, die, wie Paula Panke e.V. in Pankow oder Frieda e.V. in Friedrichshain, vorrangig Alleinerziehenden und sozial Schwachen bei der Kinderbetreuung helfen. Andererseits ist z.B. auf Seite 71 zu lesen, daß etwa 7000 Kinder in Berlin von Tagesmüttern betreut werden. Den Hauptanteil mit über 6000 Plätzen nehmen dabei die westlichen Stadtbezirke ein. Etwa 162000 Plätze stehen in 2000 Kindertagesstätten zur Verfügung. Davon sind die meisten, insbesondere im Ostteil, städtische Kitas. Der Leser erfährt, wo es Waldorf-, Integrations- bzw. fremdsprachige Kindereinrichtungen gibt. Ebenso wird über Elterninitiativen und Kinderläden informiert, aber auch über die Kosten für Halb- oder Ganztagsbetreuung.

Ein Kapitel befaßt sich mit Spiel und Spaß in der großen Stadt. Die schönsten (Spiel-)Plätze für kleine Leute werden beschrieben. Nicht alle können kostenfrei genutzt werden. Welcher Obolus im Spreepark im Plänterwald, im Erholungspark Marzahn, im Britzer Garten usw. jeweils zu entrichten ist, wird im Familienratgeber mitgeteilt. Im Anschluß daran werden Empfehlungen für Kinderbücher sowie für Literatur über Kinder gegeben. Wer Bücher nicht kaufen, sondern in einer Bibliothek ausleihen möchte, findet bestimmt auf den Seiten 124 bis 126 die Adresse einer Kinder- und Jugendbibliothek ganz in der Nähe seiner Wohnung.

Auf den Seiten 136 bis 172 geht es um die Entwicklung des Kindes, mögliche Erkrankungen und Erste Hilfe. Kinderkliniken und Sozialstationen mit genauer Anschrift und Telefonnummer sind aufgeführt. Es folgen Hinweise für Reisen im Auto und mit der Bahn ebenso wie zu Mutterschutz, Erziehungsgeld und Erziehungsurlaub sowie zur Beihilfe für Alleinerziehende und zu vielem mehr. Von A wie Arztbesuch bis Z wie Zauberei erleichtern es Stichwörter, das Gesuchte schnell zu finden.

Während im Band 1 auch immer wieder Situationsschilderungen zum Schmökern animieren, hat der Band 2 einen etwas anderen Charakter. Hier geht es um Kinder im Alter von 4bis 14 Jahren, die in ihrer Stadt aktiv sind bzw. werden möchten. Viele Angebote sind zusammengetragen worden. So gibt es in fast allen Bezirken Abenteuerspielplätze, wo Kinder nach eigenen Vorstellungen Hütten oder Burgen bauen und den Umgang mit Werkzeugen üben können. Wer gerne singt, kann Mitglied in einem der 16 Berliner Kinderchöre werden. In allen Bezirken gibt es Musikschulen. Rund 50 000 Schüler werden hier zur Zeit betreut. Das Angebot reicht von musikalischer Früherziehung bis zum Orchesterspiel. Im Freizeitpark Lübars gibt es acht große Freiflächen, wo man im Herbst Drachen steigen lassen kann. In 35 Jugendfeuerwehren können Kinder ab zehn Jahren das Einmaleins der Feuerwehr erlernen. Naturschutzzentren und -stationen bieten den Großstadtkindern Möglichkeiten, sich mit ihrer natürlichen Umwelt, mit Bäumen, Pflanzen, Tieren und vielem mehr ernsthaft und spielerisch zugleich zu beschäftigen. Da es nicht leicht ist, Berlins zweistufige Verwaltung zu durchschauen und zu wissen, wer - Senat oder Bezirk - gerade wofür zuständig ist, gibt es im Kapitel „Politik für Kinder“ Hinweise, wohin man sich in einer bestimmten Problemsituation wenden kann. Die Adressen der Jugendämter und anderer Einrichtungen sind nicht nur aufgeführt, es wird auch über ihre jeweilige inhaltliche Zuständigkeit informiert. Unterstützung finden Ratsuchende auch bei freien Trägern der Kinder- und Jugendarbeit. Ob es sich nun um Freizeittips in Berlin und im Umland oder um Hinweise für Theater und Museen, für Bücher-Flohmärkte bzw. Sport- und Spielplätze, Plansch- und Freizeitbäder handelt - die Macher von Das große Berlin für kleine Leute haben so viele Anregungen gegeben, daß die 365 Tage eines Jahres mitnichten reichen, ihnen „nachzugehen“. Reichlich hat man also die Qual der Wahl, und allen nur denkbaren Interessenlagen wird dabei hinreichend entsprochen. Und das ist gut so.

Tips, um für Schule, Sport und Freizeit die richtige Kleidung zu finden, gibt über diese zwei-bändige Publikation hinaus ein jährlich vom STADTWEGE Verlag herausgegebenes Einkaufsmagazin „Kinderkram“. Dieses sorgt dafür, daß Einkaufen mit Kindern Freude bereitet und nicht etwa gar zum Streß wird. „Kinderkram“ ist das einzige Magazin, das sich in Berlin speziell dem Thema „Sachen für Kinder“ widmet. Neben wichtigen Einkaufsinformationen gibt es auch Tips und Ratschläge zum kindgerechten Shopping. Neuerdings werden in ihm auch Sonderthemen aufgenommen, beispielsweise über die verschiedensten Kinderfeste, die im Laufe eines Jahres langfristig geplant sind. Das gibt Eltern die Möglichkeit, den eigenen Kindern, aber auch Gästen, schöne und nachhaltige Erlebnisse zu ermöglichen. Das Magazin „Kinderkram“ wird alljährlich mit immer neuen Themenschwerpunkten und völlig überarbeitet herausgegeben. Es ergänzt in gewisser Weise die zuvor besprochenen beiden Bände Das große Berlin für kleine Leute.

Alles läßt sich sowieso nicht zu Papier bringen, was es an immer neuen Dingen für Kinder und Jugendliche in Berlin gibt. Und auch für diese Problematik gilt, daß nicht immer Gold ist, was da glänzt. Die Verantwortlichen wissen am besten, was im Interesse der Kinder noch geschaffen bzw. verbessert werden muß. Um so bemerkenswerter ist die Vielfalt der Möglichkeiten, die in den Publikationen vorgestellt und damit angeboten werden. Kaufen kann man sie überall, wo es Bücher gibt, und natürlich auch an Kiosken und im Spielwarenhandel. Für alle drei Schriften gilt, daß sich ihre Macher angesichts der Schnellebigkeit in allen behandelten Sachbereichen über Hinweise der Leser und gewiß auch der zuständigen Behörden und Ämter freuen, gleich, ob sie Veränderungen genereller Natur, neue gute Tips oder auch nur neue Adressen, Öffnungszeiten, Telefonnummern betreffen.


© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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