Eine Belletristik-Annotation von Licita Geppert

Lammel, Gisold (Hrsg.): Eine giftige kleine Kröte

Anekdoten von Adolph Menzel.
Eulenspiegel Verlag, Berlin 1997 (1989), 141 S.

Im Jahre 1987 brachte der Eulenspiegel Verlag eine Sammlung von Randbemerkungen Friedrichs II. heraus, die wunderbar ergänzt wurde durch Illustrationen von Adolph Menzel. Daraus sind nun zwei Büchlein in einer Reihe geworden. Zu den Anekdoten über Friedrich den Großen kommt das vorliegende Bändchen mit Anekdoten seines großen Bewunderers Menzel.

Der Maler Adolph Menzel war ebenso wie der preußische König eine sehr vielschichtige, widersprüchliche Persönlichkeit. Durch den frühen Tod des Vaters gezwungen, dessen Steindruckerei schon in jungen Jahren zum Familienunterhalt fortzuführen, konnte er sich seiner eigentlichen Leidenschaft, der Malerei, zunächst nur nebenbei widmen. Er war jedoch ein besessener Maler, dem, obwohl Autodidakt, die größten Erfolge und Ehrungen zuteil wurden. Zahlreiche Anekdoten ranken sich um diese Besessenheit, die ihn, der leiblichen und geistigen Genüssen durchaus zugetan war, seine Umgebung völlig vergessen ließ, sei es nun auf der Straße im mitternächtlichen Berlin oder auf einem Staatsempfang am kaiserlichen Hofe, wo er sogar auf einen Tisch kletterte, um besser sehen zu können. Letzteres hing mit seiner geringen Größe zusammen, die ihm zeitlebens Probleme bereitete. Anspielungen darauf entgegnete er bissig und mit aller Schärfe. Dies bekam eine Dame zu spüren, die sich über sein zwergenhaftes Aussehen lustig gemacht hatte. Menzel „zog gelassen sein Skizzenbuch hervor, sah immer wieder zu jenem Tisch hinüber und zeichnete. Da kam der Begleiter jener Frau heran und sagte, daß die Dame sich verbitte, von ihm gezeichnet zu werden. Meister Menzel hielt das Blatt hin, auf dem er eine gut gemästete Gans hinschattiert hatte.“ (S. 48)

Auch wußte er alle Störungen in seinem Schaffensprozeß mit Vehemenz zu verhindern, wovon selbst Hoheiten nicht ausgenommen waren (was General Wrangel zu dem Ausspruch veranlaßte, der dem Buch den Titel gab). Nicht nur diese brachten ihm vielfach eine schwärmerische Verehrung entgegen und verziehen ihm (meist) seine Schrulligkeiten. Seinen Freunden gegenüber erwies sich Menzel jedoch als warmherziger, hilfsbereiter Freund.

Gisold Lammel hat der amüsanten Sammlung von Anekdoten noch eine biographische Skizze folgen lassen, die die Einordnung der Geschichten in den richtigen historischen und biographischen Zusammenhang ermöglicht. Dies zusammen ergibt ein gleichermaßen unterhaltsames wie aussagekräftiges Porträt des berühmten Berliner Malers.

Die mit Menzel und Friedrich II. begonnene Reihe wird in diesem Jahr mit unterhaltsamen Geschichten über Bismarck, Fontane und Liebermann fortgesetzt, worauf man sich schon freuen darf.


© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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