Eine Belletristik-Annotation von Gabriele Reinhold

Brüning, Elfriede: Damit du weiterlebst

agimos verlag, Kiel 1996, 204 S.

Bei dem Roman handelt es sich nicht um eine Neuerscheinung, sondern um ein neu aufgelegtes Buch der inzwischen 87jährigen Autorin. 1949 geschrieben, hat er in der DDR sechzehn Auflagen erlebt, und man darf vermuten, daß der „Auflagensegen“ vor allem Stoff und Thema des Romans geschuldet war, denn in literarisch-ästhetischer Hinsicht läßt er doch einige Wünsche offen. In einer Mischung aus dokumentarischem und fiktionalem Erzählen schildert die Autorin - selbst Zeitzeugin des schwärzesten Kapitels deutscher Geschichte - das schwere Schicksal von Menschen im antifaschistischen Widerstand, im besonderen das von Hans und Hilde Coppi, Mitglieder der Schulze-Boysen-Gruppe, von der Gestapo als „Rote Kapelle“ bezeichnet, die ihren Widerstand mit dem Leben bezahlt haben. Ein besonderer Reiz des Romans liegt sicherlich in der Authentizität der Figuren: „... alle Gestalten, die in dem Buch vorkommen, haben wirklich gelebt“, heißt es in dem Epilog für die Neuauflage (S. 196).

Am beeindruckendsten aber sind die in dem Roman abgedruckten authentischen Briefe, die die Coppis aus dem Gefängnis geschrieben haben. Insbesondere Hilde Coppis Abschiedsbrief bewegt durch menschliche Größe und stille Würde, mit der sie in den Tod gegangen ist - für ihre politischen Überzeugungen und Ideale und für eine, wie sie hoffte, bessere Zukunft ihres im Gefängnis geborenen Kindes.

Es ist ein Buch der Mahnung und des Gedenkens an die Opfer der Nationalsozialisten, und das ist ein guter Grund, das Buch ein weiteres Mal aufzulegen.


© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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