Eine Sachbuch-Annotation von Licita Geppert

Breuers, Dieter: Sterben für Jerusalem

Ritter, Mönche, Muselmanen und der Erste Kreuzzug.
Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 1997, 336 S.

Der studierte Historiker und Germanist Dieter Breuers hat fundierte Kenntnisse der Geschichte des Mittelalters glücklich mit seinen langjährigen Presse-Erfahrungen verbinden können. So liegt uns mit diesem Buch eine Abhandlung über die Epoche des Ersten Kreuzzuges (1096-1099) vor, wie sie spannender und detailgetreuer kaum sein könnte. Dieter Breuers beschreibt Alltagsgeschichte, einen Bereich also, der in Geschichtswerken stets ausgeklammert bleibt. Oftmals sind es Romanautoren, die sich dieser allgemeinen Thematik annehmen (mit guten oder geringeren Kenntnissen der Zeit), wobei mitunter Projektionen aus der Gegenwart das tatsächliche Bild verschieben. Nicht so bei Dieter Breuers. Seine von jeder Effekthascherei freien „Reportagen“ aus dem Mittelalter ziehen den Leser trotz oder gerade wegen ihrer geradlinigen, schnörkellosen Sprache und Darstellung in den Bann. Nicht die großen Aufwallungen der Gefühle werden dargestellt, sondern der nackte, unverfälschte Alltag der verschiedenen Teilnehmer des Kreuzzuges. Exemplarisch wählt der Autor mehrere Schicksale aus, die einander trotz ihrer gemeinsamen Teilnahme an dieser großen Unternehmung eher zufällig oder gar nicht kreuzen. Soldat, Ritter, Mönch, Eunuch und Frau, deren Handlungsstränge lose verknüpft werden, stehen dabei nicht für die einzelne Person, sondern für ihre jeweilige Gruppe oder Klasse. Die gegenseitigen Abhängigkeiten werden dabei ebenso deutlich wie ihre Einbindung in ein sich schließlich verselbständigendes Abenteuer, das mit Entbehrungen, Leid und Tod für seine Teilnehmer und für die Landstriche, durch die sie ziehen, verbunden ist. Brutalität, Dummheit, grenzenlose Überheblichkeit, aber auch ungeahnte glückreiche Zufälle bestimmen über den Fortgang.

Es handelte sich um einen rauhen, barbarischen Haufen, der sich aufmachte, das Morgenland und den heiligsten Ort der Christenheit, die Stadt Jerusalem, zu erobern. Vielleicht begründen der Abscheu und die Verachtung, die die Kreuzfahrer hervorriefen, letztlich die Niederlage der kultivierten Orientalen, die, untereinander zerstritten, ihnen einen Sieg nicht zugetraut hatten.

Zeittafel, Karten, Orts-, Personen- und Sachregister ergänzen den Text und erleichtern das Wiederauffinden von Informationen zu den einzelnen Bereichen.


© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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