Eine Sachbuch-Annotation von Bernd Heimberger

Bätschmann, Oskar/Griener, Pascal: Hans Holbein

DuMont Buchverlag, Köln 1997, 256 S.

Die Fassadenkunst ist verkommen. Zur Graffitikunst, die in ihrem Kon-Front-ations-Kurs keinen Respekt mehr vor der architektonischen Kunst kennt. Die Zeiten fruchtbarer Korrespondenzen zwischen Architekten und Künstlern sind vergangene Zeiten. Es waren, auch, die Zeiten des Hans Holbein (1497/98-1543). Der interessierten Nachwelt ist der Maler als großartiger Porträtist in bester Erinnerung. Für Oskar Bätschmann und Pascal Griener ist er einer der Größten unter den Großen. Ihre Holbein-Monographie ehrt einen Meister. Dem hängen sie nicht ständig das Kürzel „d. J.“ an. Holbein, den sie meinen, war d e r Holbein. Der prächtige Porträtist und einer der bedeutendsten europäischen Fassaden-Wandmaler.

In Augsburg geboren, in Londen verstorben, war er, im Lebensstil und im Arbeiten, ein Europäer, der zwischen der Schweiz und England unterwegs war. Als Europäer machte er sich in der europäischen Kunstgeschichte heimisch. Die Autoren müssen für Holbein nicht die Werbetrommel rühren. Die Kunst des Hans Holbein ist die fortdauernde, erfolgreiche Werbung für Holbein. Die kritischen Kunstwissenschaftler lassen sich vom Kunstwerk nicht blenden und schütten nicht nur Lob über dem Meister aus. Ohne Bedenken, weil begründet, machen sie öffentlich, daß Holbein „gegen alle Regeln der Architekturdarstellung“ verstieß. Und das so, daß er immer faszinierte. Etwas von dem, was die Faszination ausmacht, zu erläutern und weiterzugeben ist den Verfassern besonders wichtig, zumal zu wenig von der Monumentalkunst Holbeins erhalten blieb. Die Holbein- Monographie, die nicht nur Gesagtes wiederholt, lädt ein, den Vielgesehenen noch einmal genauer zu betrachten. Das ist ein Rat, den man ungeprüft annehmen kann. Also ein guter Rat. Also eine Rarität wie der Hans Holbein. Der Jüngere!


© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de

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